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Worauf wir 2024 zurückblicken

Liebe Patientinnen und Patienten,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Freundinnen und Freunde des NCT Heidelberg,

in bewegten Zeiten halten wir zum Jahresende kurz inne und schauen auf das, was uns 2024 wichtig war und was wir in Zukunft erreichen möchten.

Im Mittelpunkt unserer Arbeit am NCT Heidelberg steht der Mensch – diese grundsätzliche Ausrichtung auf das Wohl unserer Patientinnen und Patienten trägt unsere tägliche Arbeit in den Ambulanzen, der Tagesklinik, den Labors und den Büroräumen. Gemeinsam haben wir im vergangenen Jahr mit außergewöhnlichem Einsatz über alle Berufsgruppen hinweg dafür gesorgt, dass das NCT Heidelberg weiterhin ein Synonym für Krankenversorgung und innovative Krebsforschung auf Spitzenniveau ist. Wir wissen, dass die Erfolgsgeschichte des NCT Heidelberg das Verdienst aller hoch motivierten und qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist, die sich weit mehr als üblich engagieren. Dafür sagen wir herzlich Danke!

Das NCT Heidelberg zeichnet sich durch eine starke, vertrauensvolle und förderliche Zusammenarbeit mit der Patientenvertretung aus. Wir danken allen Beteiligten sehr herzlich für ihr Engagement! Der enge Schulterschluss mit der Patientenvertretung und die Zusammenarbeit auf Augenhöhe sorgen dafür, dass Forschungsprojekte um eine zusätzliche wichtige Perspektive ergänzt werden.

Auf die Herausforderungen der Zukunft ist das NCT Heidelberg gut vorbereitet. Die räumlichen Erweiterungen mit dem neuen Labortrakt und dem Büroneubau schaffen die Basis für weitere Erfolge. Wir vertrauen darauf, dass das NCT Heidelberg auch in Zukunft Maßstäbe in der patientennahen Spitzenforschung und bei frühen klinischen Studien setzen wird.

Es hat Tradition, am Ende eines Jahres zurückzublicken. Unten finden Sie unsere wichtigsten Themen und Ereignisse aus dem Jahr 2024 . Wir haben diese in den jeweiligen Themengebieten Forschungshighlights, Auszeichnungen und Preise, Gewinner „Spenden gegen Krebs“ 2024 und Aktuelles aus dem One NCT kompakt zusammengefasst. 

Ihnen und Ihren Familien wünschen wir frohe Feiertage und von Herzen alles Gute für 2025!

Ihr Geschäftsführendes Direktorium des NCT Heidelberg 

Herausragende Forschung

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Die klinischen und translationalen Forscher:innen am NCT Heidelberg gehören zur internationalen Spitze ihrer Fachgebiete. Beleg dafür sind hochkarätige Publikationen, in denen sich die erfolgreiche Forschung widerspiegelt.

Neue Erkenntnisse und Therapieansätze bei Sarkomen

Forschende am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und am NCT Heidelberg haben den molekulargenetischen Hintergrund eines neu entdeckten Rhabdomyosarkomsubtyps aufgeklärt, der bei Kindern und Erwachsenen auftritt. Der Subtyp ist durch Fusionen des Gens TFCP2 mit verschiedenen Partnergenen charakterisiert. Aus den Forschungsergebnissen leiten sich mehrere potenzielle Therapieansätze ab, die klinisch getestet werden sollen. Der Ansatz zur Forschung im Labor hat sich aus dem Präzisionsonkologie-Programm DKFZ/NCT/DKTK MASTER ergeben, in dem der damals noch unbekannte Sarkomsubtyp mehrfach aufgefallen war. Weiterlesen …

Neuartige Immuntherapie für fortgeschrittenes Melanom des Auges

Bei schwarzem Hautkrebs (Melanom) gibt es mittlerweile sehr gut wirksame Immuntherapien. Wenn ein Melanom innerhalb des Auges auftritt, streut der Tumor oft rasch und ist dann bislang unheilbar. Eine neue Immuntherapie beim fortgeschrittenen Melanom des Auges koppelt Immunzellen direkt an Tumorzellen. Zum Einsatz kommt ein sogenannter T-Cell Engager, das Tebentafusp. Damit können die Immunzellen die Krebszellen gezielt vernichten, was die Überlebenszeit der Patientinnen und Patienten verbessern kann. Dies war das Ergebnis einer internationalen Studie am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) und NCT Heidelberg. Weiterlesen…

Genetisches „Täterprofil“ für besonders aggressive Hirntumorzellen

Forschende des Universitätsklinikums Heidelberg, des DKFZ und am NCT Heidelberg haben eine genetische Signatur identifiziert, die für bestimmte Tumorzellen von Glioblastomen typisch ist. Diese besonders aggressiven Nervenzellen vernetzen sich untereinander und verleihen den Hirntumoren ihre enorme Widerstandskraft gegenüber Therapien. Dank der Gensignatur lässt sich zukünftig die Wirkung neuer Therapien besser überprüfen. Zudem deckt sie mögliche, bisher unbekannte Schwachstellen der Tumorzellen auf. Weiterlesen … 

Standardtherapie beim Knochenmarkkrebs „Multiples Myelom“ bereits sehr effektiv – neuer Antikörper bringt keinen Zusatznutzen

Die German-Speaking Myeloma Multicenter Group (GMMG) mit Hauptsitz am Myelomzentrum des Universitätsklinikums Heidelberg führt seit 28 Jahren erfolgreich Therapiestudien durch. Sie trägt so maßgeblich dazu bei, Forschungsergebnisse zeitnah in die Patientenversorgung zu bringen. Mediziner:innen des Universitätsklinikums Heidelberg, der Universität Heidelberg und am NCT Heidelberg haben in einer Studie festgestellt, dass der Antikörper Elotuzumab bei Patientinnen und Patienten mit neudiagnostiziertem Multiplen Myelom, die für eine Stammzell-Transplantation in Frage kommen, keinen Zusatznutzen gegenüber der Standardtherapie bringt. Weiterlesen …

KI-gestützte Bildanalyse: aussagekräftig nur mit passender Metrik

Wie gut lösen die Algorithmen, die in der KI-gestützten Auswertung medizinscher Bilder genutzt werden, ihre jeweiligen Aufgaben? Das hängt im hohen Maße davon ab, anhand welcher Messgrößen – Metriken – ihre Leistung bewertet wird. Ein internationales Konsortium unter der Federführung von Wissenschaftler:innen vom DKFZ und am NCT Heidelberg hat das weltweit verfügbare Wissen über die spezifischen Stärken, Schwächen und Limitationen der verschiedenen Validierungs-Metriken zusammengetragen. Mit „Metrics Reloaded“ stellen die Forschenden nun ein breit verfügbares Online-Tool zur Verfügung, das Nutzer:innen bei der Auswahl des für ihre Aufgabenstellung geeigneten Algorithmus unterstützt. Weiterlesen …

Darmspiegelung zur Krebsfrüherkennung: Längerer Zeitabstand zwischen zwei Untersuchungen möglich

Forschende am NCT Heidelberg und am DKFZ haben ermittelt, welche Frist zwischen zwei aufeinanderfolgenden Koloskopien die beste Früherkennung von Darmkrebs bringt. Demnach kann der Zeitabstand möglicherweise über die bisher empfohlenen zehn Jahre hinaus auf 15 Jahre vergrößert werden, wenn die erste Untersuchung unauffällig ist. Auch für Menschen mit Darmkrebs im Familienkreis kann jetzt mit acht Jahren Zeitabstand eine genauere Empfehlung gegeben werden. Diese Ergebnisse sollen dazu beitragen, eine stärker personalisierte Strategie für die Darmkrebsvorsorge zu entwickeln. Weiterlesen …

Zielgerichtete Therapie bei Krebs unbekannten Ursprungs

Eine große internationale Studie unter Federführung Forschender des DKFZ, des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) und am NCT Heidelberg hat ermutigende Ergebnisse gebracht: Im Erbgut von Krebszellen mit unbekanntem Ursprungsgewebe finden sich zahlreiche Angriffspunkte für gezielt wirkende, bereits verfügbare Medikamente, die gegen andere Krebsformen entwickelt wurden. Diese unterdrückten bei Patientinnen und Patienten die Erkrankung signifikant länger als eine Chemotherapie. Weiterlesen …

Schneller zur personalisierten Immuntherapie

Woran genau erkennt das Immunsystem eine Krebszelle? Die Kenntnis der potenziellen Zielstrukturen für die Abwehrzellen ist Grundvoraussetzung für die Entwicklung personalisierter Krebs-Immuntherapien. Wissenschaftler:innen aus dem DKFZ und dem NCT Heidelberg haben ein auf Massenspektroskopie basierendes, hochempfindliches Verfahren veröffentlicht, um solche tumorspezifischen „Neoepitope" zu identifizieren. Das Analyseverfahren ist auf die Detektion dieser selten vorkommenden Proteinfragmente ausgelegt und kommt mit geringsten Mengen an Probenmaterial aus. Weiterlesen …

Sechs erfolgreiche Studien zur Schwerionentherapie mit Kohlenstoffionen und adaptiven Radiotherapie am MR-Linac

Forschende Ärztinnen und Ärzte, die am NCT Heidelberg, an der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD), am Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum (HIT) und am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) wirken, haben in den vergangenen Monaten sechs wegweisende klinische Studien zur Schwerionentherapie mit Kohlenstoffionen und dem MR-Linac erfolgreich abgeschlossen. Es handelt sich um Studien zu Sarkomen, Lungen- und Leberkrebs, Meningeomen, Nasennebenhöhlentumoren und Prostatakrebs, in denen sehr positive Ergebnisse gezeigt wurden. Weiterlesen …

Ausgezeichnete Leistungen

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Auch im Jahr 2024 gab es eine große Zahl von Auszeichnungen und Preisen, die an Mitarbeiter:innen am NCT Heidelberg gingen und aus denen wir eine Auswahl vorstellen. Diese Auszeichnungen ehren nicht nur die individuellen Erfolge, sondern heben auch das Teamwork und die Innovationsstärke am NCT Heidelberg hervor – ein entscheidender Beitrag zur Entwicklung neuer Therapien und zur Optimierung der Patientenversorgung.

Nationale Dekade gegen Krebs: Nachwuchspreise für Heidelberger Forscher:innen

Anfang Februar wurde das fünfjährige Bestehen der Nationalen Dekade gegen Krebs in Berlin gefeiert. Ein Highlight der Jubiläumsfeier war die erstmalige Vergabe von Nachwuchspreisen an junge Forscher:innen, die durch besonders innovative und zukunftsweisende Arbeiten glänzten. Aus fast 120 Bewerbungen wurden auf der Fachkonferenz „Future X Change“ sechs Preisträger:innen ausgezeichnet. 

Besonders bemerkenswert: Ein Großteil der Preise ging an Forschende, die am NCT Heidelberg arbeiten oder über das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) eng damit verbunden sind. Die Preisträger:innen im Überblick: 

Nezha Suzanne Benabdallah (bis Ende 2023 am DKFZ) entdeckte grundlegende Mechanismen für Therapien bei Weichteilsarkomen. 

Tilmann Hölting, Assistenzarzt am NCT Heidelberg, untersucht neue Ansätze für Gentherapien gegen das Ewing-Sarkom, eine seltene Krebsart bei jungen Menschen. 

Daniel Michaeli, Assistenzarzt am NCT Heidelberg, verbindet onkologische Medizin mit gesundheitsökonomischer Forschung. 

María Paula Roberti, stellvertretende Leiterin der Klinischen Kooperationseinheit Angewandte Tumorimmunität am DKFZ und am NCT Heidelberg, forscht an Immuntherapien und der Modulation der Darmmikrobiota bei der Krebstherapie. 

Christina Stengl, Doktorandin am DKFZ, entwickelte ein Modell, das Atemauswirkungen während der Bestrahlungstherapie untersucht. 

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Forschungsprojekt PEF-Immun gewinnt Roemer-Preis 2024

Jessica Hassel, Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) und NCT Heidelberg, und Christiane Bieber, UKHD, wurden mit dem Roemer-Preis 2024 ausgezeichnet. Ihr Forschungsprojekt PEF-Immun (Partizipative Entscheidungsfindung zur Immuntherapie bei metastasiertem Melanom) entwickelte eine web-basierte Entscheidungshilfe, die Patient:innen sowie Ärzte und Ärztinnen bei der gleichberechtigten Entscheidungsfindung unterstützt. 

Der Roemer-Preis, verliehen von der Hans-Roemer-Stiftung, würdigt exzellente wissenschaftliche Arbeiten, die psychosomatische Themen in der Medizin integrieren. PEF-Immun überzeugte mit einem Ergebnismanuskript nach vierjähriger erfolgreicher Durchführung und Evaluierung des Forschungsprojektes. Weiterlesen … 

Doppelt ausgezeichnet: Lena Maier-Hein erhält 2024 Deutschen Krebspreis und Landesforschungspreis Baden-Württemberg

Lena Maier-Hein, Leiterin der Abteilung für Intelligente Medizinische Systeme am DKFZ und Geschäftsführende Direktorin am NCT Heidelberg, wurde 2024 gleich mit zwei renommierten Preisen ausgezeichnet. Die Auszeichnungen würdigen Lena Maier-Heins Forschung an der Schnittstelle zwischen Künstlicher Intelligenz (KI) und Chirurgie, die einen entscheidenden Beitrag zur Zukunft der onkologischen Behandlungen leisten dürfte.

Im April erhielt sie den Deutschen Krebspreis 2024 in der Kategorie Translationale Forschung für ihre Pionierarbeit in der Entwicklung von KI-basierten Bildgebungsmethoden in der onkologischen Chirurgie. Lena Maier-Heins Forschung verändert die onkologische Chirurgie, indem sie Künstliche Intelligenz (KI) in der intraoperativen Bildgebung nutzt. Ihre Methoden stellen in Echtzeit sowohl Struktur als auch Funktion von Gewebe dar und optimieren chirurgische Abläufe, was die Behandlungsqualität für Krebspatient:innen verbessert. Weiterlesen …

Im Oktober wurde Lena Maier-Hein mit dem Landesforschungspreis Baden-Württemberg 2024 für Spitzenleistungen in der angewandten Forschung ausgezeichnet. Ihre Arbeiten setzen neue Maßstäbe in der klinischen Anwendung von KI und fördern den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, Medizin und Industrie. Weiterlesen …

AIO-Wissenschaftspreis 2024 für Forschung zu seltenem Sarkomtyp

Christoph Heilig vom DKFZ und dem NCT Heidelberg wurde im November mit dem Wissenschaftspreis 2024 der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) ausgezeichnet. Der Preis würdigt seine Arbeit zu einem seltenen Sarkomtyp, dem TFCP2-fusionierten Rhabdomyosarkom, das vor allem Kinder und junge Erwachsene betrifft.

Das interdisziplinäre Team aus Labor, Bioinformatik und Klinik untersuchte molekulare Analysen von Tumorgewebe und klinische Verläufe von zwölf Patient:innen. Die Ergebnisse zeigen neue Therapieansätze jenseits der Chemotherapie auf, darunter zielgerichtete Inhibitoren. 

Diese Forschung ist ein Beispiel für "reverse translation", bei der klinische Beobachtungen in die Grundlagenforschung einfließen und die Ergebnisse schließlich zurück in die Klinik kommen, um die Behandlung seltener, schwer behandelbarer Krebserkrankungen zu verbessern. Weiterlesen …

Eva Winkler in den Deutschen Ethikrat berufen

Die Bundesregierung hat Eva Winkler, Geschäftsführende Direktorin am NCT Heidelberg und Leiterin der Sektion für Translationale Medizinethik am NCT Heidelberg und UKHD, in den Deutschen Ethikrat berufen und zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Dieses Gremium berät Parlament und Regierung bei medizin- und bioethischen Fragen und gibt Empfehlungen zu kontroversen Themen wie KI, Gendiagnostik und Patientenwohl. 

Eva Winkler ist nicht nur erfahrene Medizinethikerin, sondern auch Fachärztin für Hämatologie/Onkologie. Ihre Arbeit verbindet Forschung und Praxis mit ethischen Fragen, insbesondere zur Integration neuer Behandlungsansätze in die Patientenversorgung. 

Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen ethische Aspekte der Forschung, klinische Ethik und Gesundheitspolitik, insbesondere im Kontext moderner Technologien wie KI. Mit ihrer Ernennung stärkt der Ethikrat seine Kompetenz bei aktuellen medizinischen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Weiterlesen …

Spenden gegen Krebs – Gewinnerprojekte 2024

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Jedes Jahr haben Projektteams des NCT Heidelberg die Möglichkeit, Fördermittel aus dem Programm „Spenden gegen Krebs“ zu beantragen. Eine interdisziplinär besetzte Jury von Fachexpert:innen der Bereiche, Patientenvertretende und Kommunikation prüft die eingereichten Anträge und entscheidet, welche Forschungsprojekte durch Spendengelder unterstützt werden. In diesem Jahr hat die Jury jeweils drei Projekte aus „Translationaler Forschung“ und „Pflege und Beratung“ ausgewählt.

MIRROR - Mobiler Illustrator des Radiotherapieverlaufs für die Review, DateneinOrdnung und Reflektion

Dr. Kristina Giske, Dr. Martin Niklas

Die Strahlentherapie ist oft komplex und für Patient:innen schwer verständlich, da viele Informationen zusammenfließen. Derzeit haben weder Patient:innen noch behandelnde Ärzte und Ärztinnen, vor allem Hausärztinnen und -ärzte, einfachen Zugang zu allen relevanten Daten. Patienten können ihren Therapieplan meist nur vor Ort einsehen und verlieren danach den Zugriff darauf. 

Um dies zu verbessern, möchte das Projektteam einen „digitalen Zwilling“ entwickeln – eine browserbasierte Software, die Patient:innen ermöglicht, ortsunabhängig alle wichtigen Informationen, wie Bilddaten oder ärztliche Entscheidungen, verständlich einzusehen. 

Der Prototyp wird gemeinsam mit Expert:innen und einem ehemaligen Patienten entwickelt, um eine patientenzentrierte Lösung sicherzustellen. Ziel ist es, die Therapie transparenter zu machen und Patient:innen stärker einzubinden, sodass sie selbst entscheiden können, wann und wie viele Informationen sie erhalten möchten. Künftig sollen zusätzliche Funktionen, wie ein digitales Patienten-Tagebuch, integriert werden, um den Therapieverlauf noch besser zu visualisieren.

KI-gestützte Einblicke in Entscheidungen von Patient:innen

Dr. Cindy Körner, Dr. Keno März, Dr. Katja Mehlis, PD. Dr. Markus Herrmann

Viele Krebspatient:innen brechen Behandlungen ab, zögern mit der Entscheidung zu Therapien oder der Teilnahme an klinischen Studien. Ihre Gründe sind oft schwer zugänglich, da traditionelle Ansätze wie Gespräche mit Ärzt:innen oder der Austausch in Selbsthilfegruppen meist nur eine begrenzte, positiv eingestellte Gruppe erreichen. Das Projektteam will ein KI-gestütztes Tool entwickeln, das aus Beiträgen in Foren oder Blogs die häufigsten Beweggründe identifiziert, etwa warum klinische Studien abgelehnt werden.

Zunächst werden mit den lokalen Patientenforschungsräten und dem nationalen Gremium relevante Internetquellen zusammengestellt. Deren Inhalte analysiert ein lokal ausgeführtes Large Language Model (LLM), das gezielt nach Aussagen sucht, wie etwa „Warum wurde die Studienteilnahme abgelehnt?“. Die Ergebnisse werden in einer Datenbank strukturiert und sozialwissenschaftlich ausgewertet.

Die Erkenntnisse können dazu beitragen, Hindernisse für klinische Studien besser zu verstehen, die Rekrutierung von Patient:innen zu verbessern und letztlich die klinische Forschung im Bereich der Onkologie inklusiver zu gestalten. Auch bei anderen Fragen, wie dem Verzicht auf Früherkennung entgegen von evidenzbasierten Empfehlungen, könnte das Tool zukünftig eingesetzt werden.

Definition von sicher anwendbaren Antibiotika in der Immunonkologie

Dr. Maria Paula Roberti, Dr. Dr. med. Conrad Rauber

Antibiotika können die Wirkung von Immuntherapien bei Krebs beeinträchtigen, da sie das Gleichgewicht der Darmflora stören. Dies ist problematisch, da Antibiotika in der Krebstherapie oft lebenswichtig sind – zum Beispiel erhalten 50 Prozent der Patient:innen mit Gallengangskrebs in den ersten drei Monaten einer Immuntherapie Antibiotika. Es ist jedoch unklar, welche Antibiotika die Wirksamkeit der Immuntherapie beeinflussen.

Unsere Forschung hat gezeigt, dass bestimmte Immunzellen, sogenannte α4β7-Tregs, für den Erfolg der Immuntherapie entscheidend sind. Diese Zellen binden im Darm an das Protein MAdCAM-1, welches durch eine gesunde Darmflora reguliert wird. Antibiotika verringern jedoch MAdCAM-1, was die Immunzellen in den Blutkreislauf und letztlich zum Tumor leitet, wo sie die Immuntherapie blockieren.

Das Projektteam möchte den Einfluss von Antibiotika auf MAdCAM-1 und α4β7-Zellen sowohl in Zellmodellen als auch bei Patient:innen untersuchen. Ziel ist es, Risiken zu erkennen und neue Ansätze wie Stuhltransplantationen zur Unterstützung der Immuntherapie weiterzuentwickeln.

Empowerment durch Wissen: patientenzentrierte und videobasierte Fatigueaufklärung in verschiedenen Sprachen (EFA-Projekt)

Patricia Blickle, Martina Schmidt, Imke Veit-Schirmer, Prof. Dr. Karen Steindorf

Krebsassoziierte Fatigue betrifft bis zu 90 Prozent der Krebspatient:innen und äußert sich in starker körperlicher, emotionaler oder geistiger Erschöpfung. Sie kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Jedoch wird oft nicht ausreichend über Fatigue aufgeklärt, was Angst und Stress verstärken und somit wirkungsvolle Maßnahmen erschweren kann. Frühe Aufklärung, am besten zu Beginn der Therapie, ist daher essenziell und wird von Leitlinien der NCCN und ESMO empfohlen.

Ziel des Projektteams ist es, Patient:innen über Fatigue zu informieren, ihnen Selbstmanagement-Tipps zu geben und sie zur Nutzung von Unterstützungsangeboten zu ermutigen. Aufbauend auf positiven Erfahrungen mit bestehenden Materialien soll die Aufklärung über ein animiertes Video geschehen. Es wird Fatigue verständlich erklären, Strategien zur Bewältigung vorstellen und geeignete Anlaufstellen aufzeigen.

Das Video soll in Deutsch, Englisch und einer weiteren Sprache produziert werden, um auch Geflüchtete und Nicht-Muttersprachler:innen zu erreichen. Die Entwicklung erfolgt mit Patientenvertretungen und einer professionellen Firma. Nach Evaluierung und Anpassung wird es in die Patientenaufklärung integriert, um die Lebensqualität durch besseres Fatiguemanagement zu erhöhen.

„Auszeit für Familien” – Etablierung und Evaluation einer psychoonkologischen, familientherapeutischen Intervention für Krebspatient:innen und ihre Familien

Dr. sc. hum Miriam Grapp, Katrin Willig, Dr. rer. nat. Cindy Körner, Dr. med. Till Johannes Bugaj

Wenn ein Elternteil an Krebs erkrankt, ist die ganze Familie betroffen. Emotionale Belastungen und gestörte Alltagsroutinen führen dazu, dass Krebserkrankungen als „we disease“ bezeichnet werden. Unterstützungsangebote gibt es meist nur für Einzelpersonen, nicht jedoch für die gesamte Familie.

Um diese Lücke zu schließen, hat die Psychoonkologie am NCT Heidelberg 2024 die „Auszeit für Familien“ entwickelt. Dieses zweitägige Angebot mit Übernachtung richtet sich an Familien mit einem krebskranken Elternteil, unabhängig von der Erkrankungssituation. Ziel ist es, gemeinsam Kraft zu tanken, sich als „Familien-Team“ zu erleben und sich mit anderen betroffenen Familien auszutauschen. Neben Aktivitäten für die gesamte Familie gibt es altersspezifische Workshops für Kinder, Jugendliche und Eltern.

Dank Spenden und ehrenamtlicher Unterstützung konnte die Pilotphase durchgeführt werden. Nun sind zwei weitere Durchgänge geplant, begleitet von einer wissenschaftlichen Evaluation, um das Angebot langfristig zu etablieren.

CareTalk: Bedarfserhebung zum Thema Sprachmittlung im palliativen Kontext

Dr. phil. Julia Thiesbonenkamp-Maag, Dr. med. Christina Gerlach M.Sc., Bettina Fetzer

Das Überbringen schlechter Nachrichten gehört zu den schwierigsten Gesprächssituationen in der Medizin. Wer schwer an Krebs erkrankt ist, braucht jemandem, der genau und empathisch zuhört und gut erklären kann, was geschieht. Sprachbarrieren erschweren oft die Versorgung. Übersetzungen erfolgen meist durch Angehörige oder Personal in Kliniken und Praxen, was problematisch ist: Fachbegriffe werden nicht korrekt wiedergegeben, Übersetzungen durch Höflichkeit und Mitleid verzerrt oder Aufklärungen sind rechtlich nicht konform. 

Das Projekt CareTalk möchte diese Barrieren durch qualifizierte Dolmetscher:innen und geschultes Personal überwinden. In Phase 1 werden Dolmetsch-Studierende befragt, was für eine adäquate Ausbildung im Bereich des medizinischen Übersetzens notwendig ist. Ebenso werden Patient:innen, Angehörige und Fachpersonal zu ihren Bedürfnissen interviewt. In Phase 2 werden Schulungen für Dolmetscher:innen und medizinisches Personal entwickelt. Phase 3 sieht die multizentrische Ausweitung des Programms vor. 

Mit praxisnahen Schulungen und qualitativer Forschung möchte CareTalk einen neuen Standard in der transkulturellen palliativen Onkologie setzen und eine würdevolle Versorgung für alle Patient:innen, unabhängig von ihrer Herkunft, ermöglichen.

One NCT

One NCT nimmt weiter Fahrt auf

Für die klinisch-translationale Krebsforschung in Deutschland war es ein historischer Schritt: Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) erweiterte sich 2023 von zwei auf sechs Standorte. Zu Heidelberg und Dresden kamen die Standorte Berlin, SüdWest (Tübingen-Stuttgart, Ulm), WERA (Würzburg mit den Partnern Erlangen, Regensburg, Augsburg) und West (Essen/Köln) hinzu. Um die Zusammenarbeit in einer griffigen Formel zu fassen, wird vom One NCT gesprochen. One NCT steht dafür, dass sechs exzellente NCT Standorte gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) ein besonders leistungsfähiges Ganzes bilden.

Wie stark diese Zusammenarbeit weiter Fahrt aufnimmt und wie viel Energie sie freisetzt, war beispielsweise beim zweiten Retreat des One NCT im November 2024 im neu erbauten, architektonisch eindrucksvollen Heidelberg Congress Center zu erleben. Über 350 Teilnehmer:innen, unter ihnen Forschende, Kliniker:innen und Patientenvertretende , profitierten vom direkten Austausch an zwei Konferenztagen. Neben Vorträgen im Plenum zeichnete sich das Treffen durch intensive Workshops zu den Priority Research Themes (PRTs) and Priority Disease Areas (PDAs), also den Forschungsfeldern und Erkrankungsgebieten aus, die im One NCT priorisiert bearbeitetet werden. Zudem hatten die Teilnehmer:innen die Chance, sich zu ihrer konkreten Studienumsetzung persönlich beraten zu lassen und sich beim Science Bazaar in lockerer Atmosphäre zu Fachfragen auszutauschen. Der Retreat war ein voller Erfolg und es war unübersehbar, dass von der Veranstaltung ein starker Impuls für die Zukunft des One NCT ausging.

RATIONALE: Erste standortübergreifende NCT Studie startet

Eine zentrale Rolle im One NCT spielen wissenschaftlich motivierte, nicht-kommerzielle Studien, die von Forschenden initiiert und geleitet werden, die Investigator-Initiated Trials (IITs). Der standortübergreifende Kompetenz- und Wissensaustausch soll innovative frühe klinische Studien antreiben und Patient:innen Zugang zu modernen Behandlungsansätzen verschaffen. Das Konzept trägt Früchte – die erste standortübergreifende NCT Studie geht nun 2025 an den Start: RATIONALE; entwickelt und geleitet vom NCT Heidelberg und NCT/UCC Dresden, untersucht die Vorteile einer molekular gesteuerten Behandlung für Patient:innen mit seltenen Krebserkrankungen an allen sechs NCT Standorten. Die Forschenden wollen belegen, dass sich das progressionsfreie Überleben für diese Patientengruppe im Vergleich zur Standardtherapie verdoppeln lässt. Methodisch setzt RATIONALE auf umfassende molekulare Analysen. Das bedeutet, dass die Forschenden Gene und Moleküle eines Tumors untersuchen, die krankhaften Veränderungen identifizieren und daraus personalisierte Therapien entwickeln. Weiterlesen …

Patientenbeteiligung als Kernstück

Ein Kernstück des Konzepts für das One NCT ist die Beteiligung von Patient:innen als Forschungspartner. Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe sorgt dafür, dass Forschungsprojekte um eine zusätzliche wichtige Perspektive ergänzt werden. Das kann beiden Seiten zu Gute kommen: sowohl der Forschung als auch den behandelten Patient:innen. 

Der eigens eingerichtete Patientenforschungsrat des NCT Heidelberg unterstützt Forschende sowie Ärztinnen und Ärzte bei der Entwicklung und Durchführung von klinischen Studien des NCT, um diese aus Patientensicht besser zu machen. Darüber hinaus bringen seine Mitglieder die Patientenperspektive in NCT Entscheidungsgremien, Arbeitsgruppen und Veranstaltungen ein. 

Eine zentrale Aufgabe des One NCT ist es, Patient:innen zu befähigen, Forschungsprojekte sinnvoll aus Patientensicht zu begleiten. Zur Vermittlung des notwendigen Hintergrundwissens bietet die Patienten-Experten-Akademie für Tumorerkrankungen (PEAK) im One NCT praxisnahe Seminare an, in denen Forschende und Patientenvertretende vortragen und diskutieren. Der Patientenforschungsrat NCT Heidelberg ist aktiv an der Ausgestaltung des Bildungsangebots beteiligt. Dass die strukturierte Information für interessierte Patient:innen wichtig ist, zeigt die gute Beteiligung an der PEAK-Seminarreihe. Ursprünglich von der Deutschen Sarkomstiftung initiiert, wird PEAK inzwischen im One NCT organisiert und seit Mitte 2024 von Ulrike Schmollinger geleitet.

Im September 2024 hat in Dresden die mittlerweile dritte Nationale Konferenz „Patienten als Partner der Krebsforschung" stattgefunden, veranstaltet vom DKFZ und vom One NCT. Sie hat das Ziel, die Patientenbeteiligung in der Krebsforschung weiter zu etablieren und Patient:innen und ihre Vertretenden in diesem Thema zu stärken. Unter dem Motto „Lernen, verändern, kooperieren“ trafen sich Patientenvertreter:innen und Wissenschaftler:innen aus ganz Deutschland. Von Vorträgen über Talkrunden und Science Slam bis hin zu Workshops waren den 170 Teilnehmenden vielfältige Formate zum Austausch und Lernerfahrungen geboten.