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Wissenschaftliche Erkenntnisse

Was bewirkt körperliche Aktivität bei Krebs?

In den letzten Jahrzehnten sind mehr als 700 Studien mit mehr als 50.000 Teilnehmern erschienen, die positive Effekte von körperlicher Aktivität bei Krebsbetroffenen zeigen. Zahlreiche Effekte sind durch mehrere qualitativ hochwertige Studien übereinstimmend nachgewiesen – man spricht von überzeugender wissenschaftlicher Evidenz. Andere Effekte wurden hingegen nur in einzelnen Studien berichtet.
Im Folgenden wird ein Überblick über die Effekte von Training vor, während und nach Krebstherapie gegeben.

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Effekte von Training vor, während und nach einer Krebstherapie

Körperliche Aktivität in Form von Training vor, während und nach Krebstherapie ist sicher, was für Brust-, Prostata-, Lunge- und Darmkrebsbetroffene (unter Chemo-, Strahlen- oder Hormontherapie) sowie für hämatoonkologische Patienten (mit Stammzelltransplantation) überzeugend nachgewiesen ist. Für andere Krebsarten liegen weniger aber dennoch zahlreiche Studien vor. Keine dieser Studien hat  Zweifel an der Sicherheit von körperlicher Aktivität geweckt, weshalb das Ergebnis auf andere Krebsarten übertragbar erscheint.

Lymphödeme: Auch im Hinblick auf milde und moderate Lymphödeme bei Brustkrebspatientinnen ist gut dosiertes Training mit der betroffenen Armpartie sicher, wenn das Training therapeutisch begleitet wird.

Knochenmetastasierung: Auch bei vorhandener Knochenmetastasierung zeigen erste Studien, dass ein therapeutisch begleitetes, personalisierte Krafttraining sicher durchführbar ist

Durch körperliches Training steigern Krebsbetroffene ihre Kraft- und Ausdauerleistungsfähigkeit. Dieser Effekt ist für Brust- andere gynäkologische Tumoren, Prostata-, Darm-, Lungen-, Hirn- und Kopf-Hals- als auch für  hämatologische Krebsarten eindeutig nachgewiesen. Es ist dabei überwiegend so, dass unter Chemotherapie die körperliche Leistungsfähigkeit durch das Training erhalten werden kann. Vor und nach Therapie für andere Krebsarten liegen vereinzelte Studien vor, die aber allesamt in dieselbe Richtung zeigen.

Bei Brustkrebspatientinnen verbessert sich durch körperliche Aktivität die Beweglichkeit im Schultergelenk. Operationsbedingte Bewegungseinschränkungen bei anderen Tumorentitäten sind bislang kaum untersucht.

Körperliches Training wirkt funktionellen Einschränkungen entgegen, sodass Alltagsaufgaben besser bewältigt werden können. Für Brust- und Prostatakrebs ist dies belegt. Für zahlreiche andere Tumorentitäten, wie beispielsweise Darm-, Lungen-, Kopf-Hals- und hämatologische Krebsarten, zeigen zahlreiche Studien ebenfalls in diese Richtung, sodass auch hier von einer Verbesserung der funktionellen Einschränkungen ausgegangen werden kann.

Durch körperliches Training sinkt der Körperfettanteil und gleichzeitig steigt die Muskelmasse. Bei Brustkrebspatientinnen (unter Chemo- und/oder Strahlentherapie), Prostatakrebspatienten (unter Antihormontherapie) und Patienten mit Darmkrebs ist dieser Effekt belegt. Auch für andere Krebserkrankungen erscheint der Effekt möglich, aber für eine sichere Beurteilung liegen noch nicht genügend Daten vor.

Erste Studien weisen darauf hin, dass körperliche Aktivität das Gesamtüberleben und das krebsspezifische Überleben bei Brust-, Darm- und Prostatakrebs möglicherweise verlängern könnte. Diese Vermutung basiert allerdings nahezu ausschließlich auf Beobachtungsstudien, die eine geringere Aussagekraft haben als experimentelle Studien. Allerdings liegen mittlerweile auch erste Nachbeobachtungsuntersuchungen von randomisiert kontrollierten klinischen Studien vor, die für Mammakarzinompatienten und hämatologische Tumore mit den Beobachtungsdaten vergleichbare Resultate berichten.

Körperliche Aktivität reduziert Fatigue. Dieser Effekt ist für Brust- andere gynäkologische Tumoren, Prostata-, Darm-, Kopf-Hals- als auch für  hämatologische Krebsarten eindeutig belegt. Bewegung wird häufig als einzig effektive Maßnahme gegen Fatigue gesehen. Zahlreiche Studien mit anderen Krebsarten deuten auf ähnliche Effekte hin.

Durch körperliche Aktivität steigt die Lebensqualität, was für zahlreiche Tumorentitäten belegt ist. Umgekehrt scheint körperliche Inaktivität zu einer Verschlechterung der Lebensqualität zu führen.

Dass körperliche Aktivität Ängstlichkeit und Depressivität reduziert, ist für Brustkrebs belegt. Auch für andere gynäkologische Tumoren, wie Prostata-, Darm-, Kopf-Hals- als auch für  hämatologische Krebsarten zeigten Studien ebenfalls einen positiven Einfluss auf Ängstlichkeit und Depressivität durch Bewegung.

Einzelne Studien weisen auf weitere positive Effekte für die Psyche hin. Hierzu gehören insbesondere Verbesserungen von Stimmungszustand, emotionalem Wohlbefinden und Selbstwertgefühl.

Auch die Schlafqualität (bspw. Zeit bis zum Einschlafen, Häufigkeit des nächtlichen Aufwachens) verbesserte sich einzelnen Studien zufolge durch Training. Die Datenlage ist aber für eine endgültige Beurteilung nicht ausreichend.

Einzelne Studien die mit Prostatakarzinompatienten durchgeführt wurden, berichten, dass Patienten die körperlich trainierten auch eine verbesserte Sexualfunktion wahrnahmen. Die Datenlage ist aber für eine endgültige Beurteilung nicht ausreichend.

Patienten unter antihormoneller Therapie sind aufgrund der Behandlung einem höheren Risiko an Knochendichteverlust ausgesetzt. Einzelne klinische Studien haben bei dieser Patientengruppe zeigen können, dass durch ein Krafttraining, in Kombination mit einem Impact-Training (leichte Sprung- und Stampfübungen), der Knochendichteverlust abgemildert oder sogar Knochendichte aufgebaut werden kann. Die Datenlage ist aber für eine endgültige Beurteilung nicht ausreichend.

Kleinere klinische Studien legen nahe, dass durch körperliches Training Symptome einer chemotherapie verursachten Neuropathie gebessert werden können. Dies gilt vermutlich für die Tiefensensibilität, das Hitze- und Kälteempfinden und koordinative/motorische Probleme. Wirksam waren Kraft- und Ausdauertraining, Koordinationstraining und Übungen auf Vibrationsplatten.

Eine häufige Nebenwirkung der Chemotherapie kann die Schädigung des Herzmuskels sein. Bislang liegen keine klinischen Studien am Menschen vor, die zeigen können, dass durch systematisches Training die Kardiotoxizität verringert werden kann. Jedoch zeigen erste große Beobachtungsstudien, dass das Auftreten einer Herzkreislauferkrankung nach Abschluss einer kardiotoxischen Krebstherapie bei körperlich aktiven Patienten seltener als bei körperliche Inaktiven ist.

Wenige Studien berichten von reduzierter Übelkeit unter Chemotherapie bei Patienten die regelmäßig ein körperliches Training durchführen. Die Datenlage ist für eine endgültige Beurteilung jedoch nicht ausreichend.

Einige wenige Studien berichten, dass Patienten, die unter Chemotherapie körperlich aktiv sind, weniger häufig die Chemotherapie abbrechen müssen oder weniger häufig eine Reduktion der Chemotherapiedosis erhalten. Die Datenlage ist für eine endgültige Beurteilung jedoch nicht ausreichend.

Es liegen erste Studien vor die zeigen, dass Patienten, die ein spezifisches körperliches Training durchführen, von einer Schmerzreduktion berichten. Dies trifft besonders auf Gelenkschmerzen unter Aromatasehemmern (bspw. Tamoxifen) aber auch auf Kopf-Hals-Tumorpatienten zu, die sich einer Operation im Kopf-Hals-Schulterbereich unterziehen mussten (weniger Schulter-/Nackenschmerzen). Die Datenlage ist aber für eine endgültige Beurteilung nicht ausreichend.