Die Strahlentherapie ist nach der Chirurgie die erfolgreichste und am häufigsten eingesetzte Therapie bei Tumorerkrankungen und kommt bei mindestens der Hälfte aller Krebspatienten zum Einsatz.
Durch revolutionäre Fortschritte in Medizinphysik und Informatik ließen sich in den letzten Jahren Wirksamkeit und Heilungserfolge der Strahlentherapie stetig verbessern. Heidelberger Wissenschaftler:innen haben großen Anteil daran.
Strahlentherapie / Radioonkologie / Nuklearmedizin
Hochauflösende bildgebende Verfahren wie Computer- und Magnetresonanztomographie (CT und MRT) ermöglichen es, das Tumorareal am Computer dreidimensional darzustellen. Dank der dreidimensionalen Strahlentherapie-Planung und sehr präzisen Bestrahlungstechniken kann der Tumor exakt von den Strahlen getroffen und das umgebende gesunde Gewebe geschont werden.
Es gibt zahlreiche verschiedene Bestrahlungsgeräte. Sie unterscheiden sich insbesondere dadurch voneinander, dass die Strahlung unterschiedlich tief ins Gewebe eindringt. Das ist deshalb erforderlich, weil Tumoren oberflächennah, unter der Haut oder tief im Körper liegen können. Außerdem werden in der onkologischen Strahlentherapie verschiedene Strahlenarten eingesetzt.
Die Dosis in der Strahlentherapie hat die Einheit Gray (Gy), benannt nach dem englischen Physiker und Radiologen Louis Harold Gray (1905-1965). Welche Strahlendosis für die Vernichtung eines Tumors notwendig ist, richtet sich danach, wie empfindlich der Tumor auf Strahlen reagiert. Meist sind es zwischen 30 und 70 Gy. Das wird individuell auf alle Patient:innen und deren Erkrankung abgestimmt und vor der Bestrahlung durch den/die Strahlentherapeut:in. Je nach Verträglichkeit der Bestrahlung und der Reaktion des Tumors können sich aber im Verlauf der Strahlentherapie kleine Änderungen ergeben.
Das entscheidende Ereignis, das zum Tod einer Zelle führt, ist die Zerstörung ihres Erbguts (DNA). Dann teilt sich die Zelle nicht mehr und stirbt. Der Tumor wächst nicht mehr weiter. Der Therapiestrahl muss den Erbfaden jeder einzelnen Krebszelle irreparabel auseinander schlagen. Dazu sind mehrere aufeinander folgende Bestrahlungen notwendig. Die Bestrahlungspausen werden so gewählt, dass sich mitbestrahltes gesundes Gewebe erholen und seine Strahlenschäden reparieren kann. Krebszellen schaffen das nicht so schnell. Daher addieren sich im Tumor die Strahlenschäden der einzelnen Bestrahlungen und zerstören ihn schließlich.
Vor Beginn der Strahlenbehandlung stellen wir einen Terminplan auf. Sie erfahren dann, wie viele Tage oder Wochen Sie voraussichtlich bestrahlt werden. Meist sind bis zu 20 Einzelbestrahlungen notwendig. Allerdings sind bisweilen Änderungen möglich: Wir richten uns nach Ihrem Befinden, eventuellen Nebenwirkungen und dem Ansprechen des Tumors auf die Bestrahlung.
Fast 90 Prozent unserer Patient:innen werden ambulant bestrahlt, das heißt, sie können nach der Bestrahlung nach Hause gehen.
Vor der Bestrahlung müssen Sie zunächst richtig auf dem Behandlungstisch gelagert werden, eventuell mit speziell angefertigten Ganzkörpergipsbetten oder Kopfmasken. Das Gerät muss auf den vorher bestimmten Winkel eingestellt werden. Eventuell müssen die Assistent:innen Kopf- und Armstützen oder strahlenschützendes Material über und neben Ihnen anbringen. Um bestimmte Organe wie Speiseröhre, Harnblase oder Darm sichtbar zu machen, kann es manchmal notwendig sein, dass Ihnen ein Kontrastmittel gegeben wird.
Sie werden bemerken, dass mehrere Lichtquellen auf Ihren Körper gerichtet werden. Dadurch lassen sich die auf Ihrem Körper oder den Lagerungshilfen eingezeichneten Bestrahlungsfelder genau erkennen. Das ist wichtig, denn sie dienen der Einstellung der Bestrahlungsquelle.
Ein wenig Lampenfieber vor der ersten Bestrahlung ist verständlich, aber unbegründet. Die Bestrahlung ist völlig schmerzlos und dauert nur wenige Sekunden oder Minuten. Der erste Bestrahlungstermin dauert etwas länger als die folgenden, weil nochmal alle Einzelheiten des Bestrahlungsprotokolls von Ärzt:innen und Medizinphysiker:innen nachgeprüft und nachgerechnet werden. Erst dann wird die Bestrahlung freigegeben. Die verabreichte Strahlendosis wird nach jeder Bestrahlung genau dokumentiert.
Unser Personal wird aus Gründen des Strahlenschutzes den Behandlungsraum verlassen. Wir stehen jedoch über ein großes Glasfenster und ein Mikrofon in ständiger Sicht- und Sprechverbindung mit Ihnen. Sie können jederzeit mit uns Kontakt aufnehmen. Sie sollten das aber nur in dringenden Fällen tun, denn es ist außerordentlich wichtig, dass Sie während der Bestrahlung ruhig liegen.
Die Sicherheitsstandards unserer Bestrahlungsgeräte sind sehr hoch angesetzt. Sie unterliegen der Strahlenschutzgesetzgebung und werden regelmäßig von speziell geschulten Strahlenphysiker:innen und Elektronikingenieur:innen gewartet. Damit ist gewährleistet, dass die Geräte stets die richtige Strahlung abgeben.