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Geförderte Projekte 2020

Kopf-Hals-Tumoren: Verträglichkeit der Strahlentherapie verbessern

Während und nach einer Bestrahlung im Kopf-Hals-Bereich können Nebenwirkungen auftreten, insbesondere eine schmerzhafte Entzündung der Mundschleimhäute. Im Idealfall sollte möglichst nur der bösartige Tumor und nicht das angrenzende, gesunde Gewebe bestrahlt werden, was trotz modernster Bestrahlungstechniken nur zum Teil gelingt. Herkömmlicherweise wird für die Radiotherapie von Kopf-Hals-Tumoren eine Zahnschiene eingesetzt, welche die Dosis der direkt benachbarten Schleimhaut senkt. Wissenschaftler*innen der Radioonkolgie und Strahlentherapie, der Mund-, Zahn-, Kieferklinik und der HNO-Klinik am NCT Heidelberg und UKHD wollen nun die Verträglichkeit der Kopf-Hals-Bestrahlung im Rahmen eines Kooperationsprojektes verbessern.

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Durch 3D-Drucker basierte und anschließend individuell angepasste Geweberetraktoren können Großteile der Schleimhaut aus dem Hochdosisareal der Bestrahlung verlagert werden, was maßgebliche Vorteile für die Patient*innen mit sich bringt. Beispielsweise wird die Zunge bei einem Tumor im Oberkiefer nach unten gedrückt und somit nicht ungewollt mit einer hohen Dosis „mitbestrahlt“. Es werden hierdurch weniger Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Schluckbeschwerden und Gewichtsverlust sowie damit verbundene Aufenthalte im Krankenhaus erwartet. Dieser vielversprechende Ansatz soll nun im Rahmen einer klinischen Studie untersucht werden mit dem Ziel die Nebenwirkungsrate zu senken und die Lebensqualität der Patient*innen zu verbessern.

Kopf-Hals-Tumoren: Hilfe für belastende Therapiesituation

Die Therapie ist je nach Art und Sitz des Kopf-Hals-Tumors unterschiedlich. In den meisten Fällen ist einen Bestrahlung erforderlich, die allerdings für den Patienten unter besonders belastenden Bedingungen durchgeführt wird, beispielsweise durch die Anfertigung einer Kunststoffmaske für den Kopf oder die fixierte Haltung während der Behandlung. Bei einem beträchtlichen Teil der Patient*innen kommt es daher zu Beklemmungen und Panikattacken, was wiederum zu einem gesteigerten Einsatz von Beruhigungsmitteln und Therapieabbrüchen führen kann.

Psychoonkologische und Online-Interventionen können den Patienten in der sehr belastenden Therapiesituation helfen. Mit Hilfe von Übungen aus der Traumatherapie sollen die Selbstberuhigungsfähigkeiten der Patient*innen trainiert werden.

In einer Machbarkeitsstudie in Kooperation mit der Sektion Psychoonkologie und der Abteilung Radioonkologie konnten Ärzte. Ärztinnen und Wissenschaftler*innen zeigen, dass es einen hohen Bedarf an unterstützenden psychoonkologischen Angeboten begleitend zu den belastenden Behandlungen gibt. In einer klinischen Studie wollen nun die Ärzte Imad Maatouk und Sebastian Adeberg vom NCT Heidelberg und UKHD überprüfen, in wie weit solche Angebote den Patient*innen nachweislich helfen können. Neben persönlichen Terminen, bei denen Patient*innen Selbstberuhigungsstrategien beigebracht werden, erhalten sie Zugang zu einem Online-Unterstützungsangebot. Dieses webbasierte Programm bietet Informationen zur Bestrahlung und Übungen, die den Patient*innen helfen sollen, besser mit der schwierigen Behandlungssituation umzugehen.

Melanom: Lässt sich der Therapieerfolg einer Immuntherapie vorhersagen?

Immunonkologische Ansätze, wie die Behandlung mit sogenannten Checkpoint-Inhibitoren, haben das Überleben von Patient*innen mit metastasiertem Melanom maßgeblich verbessert. Dennoch profitiert weniger als die Hälfte der Patient*innen dauerhaft von der Therapie und bis heute wissen die Forschenden wenig darüber was diese Therapieresistenz wirklich ausmacht.

Histopathologie des malignen Melanoms

Untersuchungen zeigen, dass insbesondere das Vorhandensein von Immunzellen im Tumor- gewebe aber auch die Menge eines bestimmten Eiweißes mit dem Namen PD-L1, mit dem Ansprechen der gegen PD1-gerichteten Immuntherapie korreliert.
Der genauere Blick in die Zellstruktur eines Melanoms und seiner Metastasen zeigt, dass diese von Patient zu Patient sehr unterschiedlich aussehen können. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) wollen die Ärzte und Wissenschaftler*innen des NCT Heidelberg Jessica Hassel und Jakob Kather diese Unterschiede mithilfe eines lernfähigen computergestützten Algorithmus finden. So erhoffen sich die Forscher durch Hilfe der KI vor Beginn der Immuntherapie vorhersagen zu können, ob diese wirksam sein wird oder den Patient*innen die Behandlung und eventuelle Nebenwirkungen erspart bleiben können.

Erleichterte Suche nach onkologischen Studien in Deutschland

Die Teilnahme an klinischen Studien eröffnet Patient*innen den Zugang zu innovativen Therapien. In Deutschland stehen derzeit rund 800 Studien für Krebserkrankungen zur Verfügung. Etwas weniger als fünf Prozent der erwachsenen Krebspatient*innen werden aktuell in solchen Studien behandelt. Ein Grund für die eher geringe Teilnehmerrate ist die Tatsache, dass es für Ärzte und Ärztinnen, aber auch für Patient*innen, schwierig ist, sich über passende Studien zu informieren.

Die wichtigsten Webseiten, um passende Studien für Patient*innen zu finden, sind CLINICALTRIALS.GOV und CLINICALTRIALSREGISTER.EU. Da in den Datenbanken wichtige Angaben beispielsweise zu Diagnosen, Therapieverfahren und molekularen Kriterien, die in der modernen Onkologie immer wichtiger werden, häufig unvollständig oder in einer schwer auffindbaren Form enthalten sind, ist eine Suche oft sehr zeitaufwändig. Dennoch werden nicht selten interessante Studienangebote nicht gefunden.

Die Wissenschaftler und Ärzte Simon Kreutzfeldt und Daniel Hübschmann vom NCT Heidelberg möchten nun eine zentrale Plattform schaffen, die es Ärzten, Ärztinnen und Patient*innen erleichtern soll, nach geeigneten Studien für Krebserkrankungen in Deutschland zu suchen. In diese Datenbank sollen automatisiert fortwährend die Studiendaten der beiden Register CLINICALTRAILS.GOV und CLINICALTRIALSREGISTER.EU eingespeist werden. Manuell werden jeder Studie zusätzliche Daten hinzugefügt, sodass auch detaillierte Suchen schnell umgesetzt werden können und weitgehend vollständige Trefferlisten ausweisen. Die genaue Erfassung molekularer Kriterien wird die Verwendung insbesondere für präzisionsonkologische Therapien erleichtern und eine automatisierte Integration in molekulare Tumorboards ermöglichen. Schließlich soll durch eine deutschsprachige Bedienoberfläche und deutsche Kurzbeschreibungen zu Studien auch den Patienten selbst eine sinnvolle Informationsmöglichkeit gegeben werden.

Spezifisches Training für Patient*innen mit Knochenmetastasen

An Knochenmetastasen leiden viele Patient*innen mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen. Neben Schmerzen verursachen die Metastasen auch Knochenbrüche bereits bei geringer Krafteinwirkung. Die betroffenen Patient*innen trauen sich deshalb meist kaum sportliche Aktivitäten zu. Das wiederum erhöht allerdings das Risiko für Knochenbrüche, da die stützende Muskulatur abgebaut wird und Patient*innen schneller stürzen. Insgesamt verschlechtert sich die Leistungsfähigkeit und damit verbunden die Lebensqualität. Bislang ist noch nicht untersucht, in welchen Situationen es genau zu diesen Knochenbrüchen kommt. Eine Befragung von Betroffenen soll jetzt die Umstände der Frakturen und die Lokalisation der Knochenmetastase erfassen und analysieren.

Patientin trainiert mit einem Sporttherapeut

Aus den Ergebnissen wollen die Sportwissenschaftler*in der Medizinischen Onkologie am NCT Heidelberg Friederike Rosenberger und Joachim Wiskemann gemeinsam mit den ärztlichen Kollegen aus der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am UKHD Burkhard Lehner und Georg Omlor spezifische Trainingseinheiten für diese Patient*innen entwickeln. Ein Aufklärungsflyer mit vorbeugenden Bewegungsangeboten kombiniert mit Kraftübungen soll anschließend in kompakter Form informieren und dabei helfen, trotz Knochenmetastasen sicher körperlich aktiv zu sein.

Virtual Reality: Ein Ausflug aus dem Krankenzimmer

Im Rahmen der Immuntherapie vor Stammzellentransplantation oder während einer langandauernden Chemotherapie ist es für die Patient*innen sehr belastend, von der Außenwelt wochenlang abgeschnitten zu sein. Die VR-Brille bietet mit 360-Grad Aufnahmen die Möglichkeit, sich für eine gewisse Zeit in eine andere Welt zu begeben.

Das Abtauchen in die virtuelle Welt kann den Patient*innen dabei unterstützen, für eine kurze Zeit von seiner Behandlung und der Situation abgelenkt zu werden. Die Selbstwahrnehmung wird gestärkt und in Kombination mit Schmerzmitteln kann eine positive Wirkung auf das Schmerzverhalten erzielt werden. Die neuen VR-Brillen können auch für angeleitete Atem- und Entspannungsübungen eingesetzt werden.

Das Pflegeteam der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie und der NCT-Station am UKHD möchte durch andere Sichtweisen den Patient*innen zu mehr Lebensqualität während des Krankenhausaufenthalts verhelfen.