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vom 15.12.2022

Molekularer Risikofaktor und Tumormikroumgebung bei Lungenkrebs: Wissenschaftspreis der AIO an Petros Christopoulos

Eine Gruppe von Forschenden der Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) und am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg hat individuelle Behandlungsmöglichkeiten bei einer seltenen Form von Lungenkrebs untersucht. Für die Studie, die einen molekularen Risikofaktor identifiziert und die Rolle der Tumormikroumgebung entschlüsselt hat, erhält Petros Christopoulos den Wissenschaftspreis 2022 der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) in der Deutschen Krebsgesellschaft.

Das NCT Heidelberg ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) und der Deutschen Krebshilfe (DKH).

Unter den nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen treten EGFR Exon 20-Insertionen mit ungefähr einem bis zwei Prozent sehr selten auf. EGFR steht für Epidermal Growth Factor Receptor (Epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor); Exon 20 bezeichnet eine bestimmte Region des Gens, in der bei diesen Patienten ein Genabschnitt eingefügt ist. Lungenkarzinome mit solchen Alterationen sind durch Resistenz gegenüber konventionellen EGFR-Inhibitoren und Immuntherapeutika sowie eine schlechte Prognose mit einem mittleren Gesamtüberleben von ungefähr 18 Monaten charakterisiert. 

Dank der Entwicklung neuer zielgerichteter Medikamente stehen die EGFR Exon 20-Insertionen heute im Mittelpunkt des thoraxonkologischen Interesses. Allerdings wird ihre systematische Untersuchung durch ihre Seltenheit sowie erhebliche klinische und molekulare Heterogenität erschwert. Eine deutschlandweite Studie an zwölf führenden Lungenkrebszentren konnte an einer Kohorte von 118 Patienten jetzt erstmals einen molekularen Risikofaktor identifizieren: Mittels Next Generation Sequencing haben die Forschenden festgestellt, dass TP53-Ko-Mutationen das Ansprechen und die Überlebenswahrscheinlichkeit für metastasierte Tumoren unter Behandlung mit EGFR-Inhibitoren und platinhaltiger Chemotherapie beeinträchtigen.

Für den im Juli in der Zeitschrift European Journal of Cancer erschienenen Beitrag mit den Ergebnissen der Studie erhält Petros Christopoulos den Wissenschaftspreis 2022 der AIO für den klinischen Teil. Petros Christopoulos ist an der Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg und NCT Heidelberg zuständig für die Wissenschaftskoordination der Thoraxonkologie sowie Principal Investigator im Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL). Der Preis wurde beim Herbstkongress der AIO in Berlin überreicht.

In der ausgezeichneten Studie konnte ferner mithilfe von Nanostring-basierten Transkriptomanalysen im Zentrum für Molekularpathologie Heidelberg unter Leitung von Albrecht Stenzinger die klinische Bedeutung der immunologischen Tumormikroumgebung aufgedeckt werden. Demnach geht ein höheres Verhältnis von CD8+ zu Th1 CD4+ Zellen mit einem längeren Gesamtüberleben einher. Dagegen haben die Verwendung von PD-(L)1- Inhibitoren, Angiogenesehemmern oder Pemetrexed – im Gegensatz zu anderen Platin-Partnern – und die genaue Insertionsstelle im Exon 20 von EGFR keinen Einfluss auf den klinischen Verlauf. Das unterstreicht den Bedarf an neuen Therapiestrategien. Die Erkenntnisse aus der preisgekrönten Studie haben eine große Bedeutung für die individualisierte Behandlung von EGFR Exon 20-mutierten Lungenkarzinomen und die therapeutische Weiterentwicklung in diesem Feld.

Michael Thomas, Leiter der Abteilung für Onkologie in der Thoraxklinik am UKHD und am NCT Heidelberg, ist Letztautor der Arbeit. Er sagt: „Die Ergebnisse unserer Studie zeigen auch, wie wichtig die erfolgreiche interdisziplinäre, zentrumsübergreifende nationale Zusammenarbeit für Fortschritte zum Wohle der Patienten ist. Dabei spielt das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte DZL eine führende Rolle.“


Publikation:

Christopoulos P, Kluck K, Kirchner M, Lüders H, Roeper J, Falkenstern-Ge RF, Szewczyk M, Sticht F, Saalfeld FC, Wesseler C, Hackanson B, Dintner S, Faehling M, Kuon J, Janning M, Kauffmann-Guerrero D, Kazdal D, Kurz S, Eichhorn F, Bozorgmehr F, Shah R, Tufman A, Wermke M, Loges S, Brueckl WM, Schulz C, Misch D, Frost N, Kollmeier J, Reck M, Griesinger F, Grohé C, Hong JL, Lin HM, Budczies J, Stenzinger A, Thomas. The impact of TP53 co-mutations and immunologic microenvironment on outcome of lung cancer with EGFR exon 20 insertions. European Journal of Cancer. doi: 10.1016/j.ejca.2022.04.020.

Ein Bild zur Pressemitteilung steht kostenfrei zur Verfügung unter:

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Bildinformation:

AIO-Preisträger Petros Christopoulos, Thoraxklinik am UKHD Heidelberg und NCT Heidelberg (Mitte), mit Anke Reinacher-Schick, Vorsitzende der AIO, und Laudator Rudolf Huber, LMU Klinikum München.

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Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg 
Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD), der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg und der Deutschen Krebshilfe. Ziel des NCT ist es, vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung möglichst schnell in die Klinik zu übertragen und damit den Patienten zugutekommen zu lassen. Dies gilt sowohl für die Diagnose als auch die Behandlung, in der Nachsorge oder der Prävention. Die Tumorambulanz ist das Herzstück des NCT. Hier profitieren die Patienten von einem individuellen Therapieplan, den fachübergreifende Expertenrunden, die sogenannten Tumorboards, erstellen. Die Teilnahme an klinischen Studien eröffnet den Zugang zu innovativen Therapien. Das NCT ist somit eine richtungsweisende Plattform zur Übertragung neuer Forschungsergebnisse aus dem Labor in die Klinik. Das NCT kooperiert mit Selbsthilfegruppen und unterstützt diese in ihrer Arbeit. Seit 2015 hat das NCT Heidelberg in Dresden einen Partnerstandort. In Heidelberg wurde 2017 das Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) gegründet. Die Kinderonkologen am KiTZ arbeiten in gemeinsamen Strukturen mit dem NCT Heidelberg zusammen.

Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.
Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern.
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg: Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 14.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit fast 2.000 Betten werden jährlich circa 84.000 Patienten voll- und teilstationär und mehr als 1.000.000 Patienten ambulant behandelt.
Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Deutschen Krebshilfe (DKH) hat das UKHD das erste Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg etabliert. Ziel ist die Versorgung auf höchstem Niveau als onkologisches Spitzenzentrum und der schnelle Transfer vielversprechender Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik. Zudem betreibt das UKHD gemeinsam mit dem DKFZ und der Universität Heidelberg das Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ), ein deutschlandweit einzigartiges Therapie- und Forschungszentrum für onkologische und hämatologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter.
Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit befinden sich an der Medizinischen Fakultät Heidelberg (MFHD) rund 4.000 angehende Ärztinnen und Ärzte in Studium und Promotion.

Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg
Die Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) ist eine der größten Lungenfachkliniken Europas, an der seit mehr als 100 Jahren Erkrankungen der Lunge und des Brustkorbs versorgt werden. Die fachgerechte Behandlung umfasst alle modernen Diagnostik- und Therapieverfahren wie Lungenfunktion, Bronchoskopie, Bildgebung und OP-Roboter. Die international anerkannten medizinischen Abteilungen behandeln bundesweit mit die meisten gut- und bösartigen Lungenerkrankungen. Sie gehört zu den wenigen Exzellenzzentren für Thoraxchirurgie in Deutschland. Alle modernen Diagnose- und Therapieverfahren werden vor Ort angeboten und kontinuierlich weiterentwickelt. Die Präzisionsonkologie vertritt im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg den Bereich der Lunge. Über die Jahre wurde die bundesweit größte Lungenbiobank aufgebaut. Die Thoraxstiftung Heidelberg fördert gezielt Projekte in Wissenschaft, Forschung, Krankenversorgung und Prävention.
Weiterhin ist die Klinik Teil des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) und arbeitet eng mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) zusammen. Seit 2009 ist die Klinik ein zertifiziertes Lungenkrebszentrum durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) sowie zertifiziertes Weaningzentrum (DGP), zertifiziertes Schlafzentrum (DGSM), zertifiziertes Mukoviszidosezentrum und Mitglied im Europäischen Netzwerk seltener Erkrankungen