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vom 13.12.2022

„Wahrnehmen, verstehen und weiterhelfen“ – Der Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ

An den Krebsinformationsdienst (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrums wenden sich jährlich etwa 30.000 Patientinnen und Patienten, deren Angehörige oder Interessierte mit all ihren Fragen rund um das Thema Krebs. Der KID zählt zu den wenigen nationalen Krebsinformationsdiensten, bei denen die Anfragenden ausschließlich evidenzbasiert, unabhängig und ganz individuell beraten werden. Im Interview erläutert die Ärztin Michaela van Kampen, was die Ratsuchenden erwartet, wenn sie sich unter der bekannten Telefonnummer 0800 – 420 30 40 an den KID wenden.


Mit welchen Fragen wenden sich die Anrufer:innen an den Telefondienst des KID?

Michaela van Kampen: Die Gespräche beginnen oft mit der Vermutung, ich weiß nicht, ob ich hier bei ihnen richtig bin. Wir antworten dann, dass sich die Anruferinnen und Anrufer mit allen Fragen, die im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung auf Patientinnen und Patienten und ihre Familien zukommen, an uns wenden können. Aber auch Fragen von Nichterkrankten zu Prävention und Früherkennung sind bei uns richtig. Grundsätzlich ist es unser Anspruch, die Anliegen der Anruferinnen und Anrufer wahrzunehmen, zu verstehen und ihnen weiterzuhelfen.

Um welche Themen drehen sich die Gespräche häufig?

Michaela van Kampen: Wir können beispielsweise dabei unterstützen, einen Befund zu verstehen und einzuordnen, aber auch erklären, welche Behandlungsempfehlungen es in der Erkrankungssituation gibt. Und für den Fall, dass es mehrere therapeutische Strategien gibt, zeigen wir auf, was deren Chancen und Risiken sind. In der Zusammenschau mit persönlichen Wünschen kommt man so häufig der Entscheidung ein gutes Stück näher. Und wenn wir nicht die richtigen Ansprechpartner sind, versuchen wir durch wegweisende Informationen weiterzuhelfen oder Ansprechpartner zu nennen. Diese Orientierung hilft vielen Anrufern und mindert die Angst und das Gefühl des Ausgeliefertseins.

Kann ein Gespräch mit dem KID eine klassische Zweitmeinung ersetzen?

Michaela van Kampen: Unsere Gespräche dürfen nicht als zweite ärztliche Meinung verstanden werden. An dieser Stelle kennen wir sehr genau unsere Grenzen, es wäre unseriös, über das Telefon in einer komplexen Situation ohne den Patienten oder die Patientin zu kennen, eine Zweitmeinung geben zu wollen. Vielmehr ist es unser Ziel, die Anfragenden so zu unterstützen, dass sie gut informiert und möglichst auf Augenhöhe in das nächste Arztgespräch gehen und dabei die für sie relevanten Fragen stellen können.

Wer sitzt für den KID am Telefon und woher stammt deren umfassendes Wissen?

Michaela van Kampen: Alle im Team sind wie ich Ärztinnen oder Ärzte. Wir verlassen uns aber nicht auf unseren individuellen Wissensstand, dazu ist das Gebiet der Onkologie viel zu groß. Daher arbeiten wir mit einer Wissensdatenbank, die von einem Team aus Ärztinnen und naturwissenschaftlichen Mitarbeiterinnen ständig aktuell gehalten. Weil der Wissenszuwachs so enorm ist und die Halbwertszeit des Wissens immer kürzer wird, kann kein Arzt, keine Ärztin ständig alles Aktuelle auf dem weiten Feld der Onkologie wissen. Wir bezeichnen die Wissensdatenbank auch gerne als unsere "Schatzkiste".

Welche Fortbildung oder Qualitätssicherung ist beim KID üblich?

Michaela van Kampen: Um dies alles über das Telefon leisten zu können, nehmen wir regelmäßig an fachlichen Fortbildungen teil und erhalten kontinuierlich Schulungen auf dem Gebiet der Kommunikation am Telefon. In monatlichen Supervisionen und halbjährlichen Coaching-Sitzungen reflektieren wir unsere Gespräche und bemühen uns um ständige Verbesserung.

Kommen Ratsuchende immer wieder mit den gleichen Mitarbeiter:innen am Telefon in Kontakt?

Michaela van Kampen: Manche Ratsuchende wünschen das verständlicherweise, jedoch arbeiten wir im Schichtdienst. Alle von uns sind gleich gut geschult, aber keiner von uns ist von 8 bis 20 Uhr anwesend. Wir legen auch keine Patientenakten an. Unser Dienst soll anonym sein. Denn dies erleichtert vielen Menschen den Griff zum Telefonhörer und senkt die Hemmschwelle, bei uns anzurufen. Darüber hinaus zeigt unsere Erfahrung , dass Fragen häufig dann auftreten, wenn man zuhause zur Ruhe kommt oder wenn gerade kein Arzt zur Verfügung steht.

Können Anrufer:innen die Broschüren oder Informationsblätter des Krebsinformationsdienstes als Link oder per Post zu bekommen?

Michaela van Kampen: Zu zahlreichen, häufig nachgefragten Themen haben wir Informationsblätter oder Broschüren.  Das ermöglicht uns, den Link auf diese PDF-Dateien in einer E-Mail zusenden. Wer sie in gedruckter Form möchte, erhält die Informationen per Post. In seltenen Fällen fast unser E-Mail-Team auf Wunsch die Inhalte der Gespräche zusammen und leitet sie an die Anfragenden weiter.

»Video: Der Krebsinformationsdienst stellt sich vor: Fragen an den Telefondienst https://youtu.be/Tr8Nhri0WIs


Informationen zum Telefondienst des KID
Der Krebsinformationsdienst ist ein Angebot des Deutschen Krebsforschungszentrum, das Betroffenen und Interessierten Fragen zu Krebs beantwortet. Der Service ist täglich von 8 bis 20 Uhr zu erreichen und innerhalb Deutschlands für die Anrufer:innen gratis.

Tel.: 0800 – 420 30 40
E-Mail: krebsinformationsdienst@dkfz.de
www.krebsinformationsdienst.de