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vom 01.03.2021

Universitäre Palliativmedizin in Heidelberg wird gestärkt

Pressemitteilung des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD)

Prof. Dr. Bernd Alt-Epping leitet ab 1. März die neu eingerichtete Abteilung für Palliativmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg / Multiprofessionelle Betreuung unheilbar Kranker wird ausgebaut, universitäre Palliativstation am St. Vincentius-Krankenhaus fortgeführt / Schmerzmedizin wird unter neuem Leiter Priv.-Doz. Dr. Jens Keßler in klinischer Versorgung, Forschung und Lehre breiter aufgestellt

Palliativmedizin lindert Leiden und Belastungen bei unheilbaren, fortgeschrittenen Erkrankungen. Dem einer alternden Gesellschaft geschuldeten steigenden Bedarf an palliativmedizinischer Versorgung begegnet das Universitätsklinikum Heidelberg nun mit Einrichtung einer neuen Abteilung für Palliativmedizin zum 1. März 2021. Ärztlicher Direktor ist Professor Dr. Bernd Alt-Epping, der bisher als leitender Oberarzt am Palliativzentrum des Universitätsklinikums Göttingen tätig war. „Wir freuen uns sehr, mit Professor Alt-Epping einen erfahrenen Palliativmediziner gewonnen zu haben, der in den kommenden Jahren die stationäre und ambulante palliative Versorgung von Patienten aller Fachdisziplinen des Universitätsklinikums weiter ausbauen wird", sagt Professor Dr. Ingo Autenrieth, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg. „Ab sofort wird neben der bestehenden Palliativstation im Krankenhaus St. Vincentius und der etablierten häuslichen Betreuung durch das SAPV-Team „Saphir" auch ein multiprofessioneller Palliativdienst bei Patienten mit entsprechendem Unterstützungsbedarf auf allen Stationen des Universitätsklinikums aktiv werden. Damit tragen wir dafür Sorge, dass insbesondere Patienten in der letzten Lebensphase bestmögliche Unterstützung erfahren." Zusätzlich wird eine Ambulanz mit Sprechstunde am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen NCT Heidelberg eingerichtet.

Bisher war der Bereich Palliativmedizin in das „Zentrum für Schmerztherapie und Palliativmedizin" unter Leitung von Prof. Dr. Hubert J. Bardenheuer integriert. Mit der Pensionierung von Prof. Bardenheuer werden beide Bereiche getrennt: In einer eigenen Sektion „Schmerzmedizin" der Universitätsklinik für Anästhesiologie wird dieser Bereich ab 1. März in Forschung, Lehre und klinischer Versorgung unter Leitung von Privatdozent Dr. Jens Keßler deutlich ausgeweitet. Neben der klinikumsweiten Schmerztherapie nach Operationen und dem innerklinischen Konsildienst werden Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzerkrankungen weiterhin im „Schmerzzentrum" behandelt. Die ambulante Einrichtung Im Neuenheimer Feld 131 deckt durch die Anwendung multimodaler Therapiekonzepte das gesamte Spektrum der Schmerzerkrankungen mit Schwerpunkt in der Behandlung tumorbedingter Schmerzen ab. Die Abteilung für Palliativmedizin wird am geplanten Zentrum für Anästhesiologie und Palliativmedizin angesiedelt sein und bezieht ihren Hauptsitz zunächst Im Neuenheimer Feld 305, zukünftig im neuen Erweiterungsbau des NCT Heidelberg.

Gründer des Zentrums für Schmerztherapie und Palliativmedizin, Prof. Dr. Hubert Bardenheuer, in Ruhestand verabschiedet

Prof. Dr. Hubert J. Bardenheuer war 27 Jahre am Universitätsklinikum Heidelberg tätig und leitete seit 1999 das Zentrum für Schmerztherapie und Palliativmedizin. 2007 legte er mit der Einrichtung der universitären Palliativstation am St. Vincentius-Krankenhaus, die er seitdem als Chefarzt führte, den Grundstein für den Aufbau palliativmedizinischer Versorgungsstrukturen am Universitätsklinikum. Sein wissenschaftlicher Fokus lag unter anderem auf der Weiterentwicklung der klinischen Schmerzbehandlung insbesondere bei Tumor- und Nervenschmerzen sowie den Zusammenhängen von Schmerz, Depression und Lebensqualität in der Palliativmedizin. Für die Forschungsarbeiten zur Rolle der Musiktherapie (2016) und zum Arzneimittelmetabolismus bei Palliativpatienten (2019) erhielt er mit seinem Team den „Förderpreis Palliativmedizin" der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin.

Bardenheuer ist Gründungsmitglied des KompetenzZentrums Palliative Care Baden-Württemberg (KOMPACT), einem Kooperationsverbund der medizinischen Fakultäten Freiburg, Heidelberg, Mannheim, Tübingen und Ulm. Als Vorsitzender des Landesbeirats Schmerz- und Palliativmedizin am Sozialministerium Baden-Württemberg (2006 bis 2017) hat er die Entwicklung und Etablierung der beiden Fachbereiche im Land entscheidend mitgestaltet.

„Prof. Bardenheuer hat nicht nur das Zentrum für Schmerztherapie am Universitätsklinikum zu einer überregional führenden Einrichtung aufgebaut, in der jährlich rund 9.000 Patienten versorgt werden. Er hat darüber hinaus mit seinen klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkten, unter anderem als Fellow des Marsilius-Kollegs, die Palliativmedizin am Standort Heidelberg maßgeblich geprägt und auf einen sehr guten Weg gebracht", würdigt Prof. Autenrieth die Leistung des renommierten Anästhesisten, Schmerztherapeuten und Palliativmediziners.

Palliativmedizinische Ambulanz am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen NCT Heidelberg

Nun sollen die bereits vorhandenen Angebote ergänzt und abgerundet werden: Palliativmedizinische Ambulanz, konsiliarische Beratung in den Heidelberger Universitätskliniken und erweiterte multiprofessionelle Mitbetreuung von Patienten bei Bedarf, gestärkte Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) sowie umfassende stationäre Behandlung von Patienten im Krankenhaus St. Vincentius. „Der Palliativdienst wird in allen Bereichen multiprofessionelle Unterstützung anbieten: Neben der akutmedizinischen Behandlung symptombelasteter Patienten spielen auch sozialrechtliche Beratung, palliativpflegerische Aspekte, Versorgungsplanung, Hilfe bei ethischen Fragestellungen am Lebensende, psychologische Unterstützung bis hin zu seelsorgerischer Begleitung eine Rolle", erläutert Prof. Alt-Epping. „Die Stärke der Palliativmedizin ist der Rundumblick auf komplex erkrankte Patienten: Wenn beispielsweise Patienten mit tumorbedingten Schmerzen zu uns kommen, tun sich meist eine Vielzahl weiterer belastender Probleme auf, die wir dank unserer multiprofessionellen Expertise und einer bis in das häusliche und familiäre Umfeld reichende Mitbehandlung aushaltbarer machen können."

Das ambulante Team könnte zukünftig nicht nur aus Ärzten und Pflegenden, sondern auch aus Psychoonkologen, Seelsorgern, Sozialpädagogen, Physiotherapeuten und Musiktherapeuten bestehen. „Wir werden dann aktiv, wenn ein Team mit spezialisierter Expertise und zusätzlichen Ressourcen benötigt wird, das auf komplexe Belastungssituationen eingehen kann und dabei auch die häusliche Situation mit in den Blick nimmt", betont der Arzt. Mit dieser „geballten Unterstützung" sollen die Stationsteams anderer akutmedizinischer Bereiche entlastet werden, und für die unheilbar erkrankten Patienten eine aushaltbare Situation an dem Ort geschaffen werden, an dem sie versorgt werden möchten.

Auch in wissenschaftlicher Hinsicht soll sich die Fachdisziplin in Heidelberg emanzipieren. Forschungsschwerpunkte von Prof. Alt-Epping sind unter anderem die Verbesserung klinischer Versorgungsstrukturen und des Arzneimitteleinsatzes in der Palliativmedizin, ethische Fragestellungen sowie die Evaluation neuer Lehr- und Prüfungsformate. Der studentischen Lehre, der Fort- und Weiterbildung für Ärzte und andere Berufsgruppen sowie öffentlichen Bildungsangebote will Alt-Epping in Heidelberg große Aufmerksamkeit widmen. Dabei liegt es dem Palliativmediziner besonders am Herzen, Studierenden zu mehr Sicherheit im Umgang mit Sterbenden zu verhelfen.

Langjährige Erfahrung in allen Aufgabenbereichen der Palliativmedizin

Bernd Alt-Epping, Jahrgang 1970, studierte Humanmedizin in Münster und Cardiff, Wales, und arbeitete ab 1997 in der Abteilung für Innere Medizin des Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke. 2002 wechselte er an die Abteilung Hämatologie / Onkologie der Universitätsklinik Göttingen, wo er sich als Onkologe unter anderem auf die Palliativmedizin spezialisierte. Seit 2006 leitender Oberarzt am Palliativzentrum der Universitätsmedizin Göttingen, war in allen ambulanten, häuslichen, konsiliarischen und stationären Arbeitsbereichen der Palliativmedizin tätig, unter anderem im multiprofessionellen Palliativdienst, in der palliativmedizinischen Ambulanz und im Kinderpalliativteam, zudem in der Forschung, in der Konzeption und Umsetzung der studentischen Lehre und in der Bildungsarbeit der Mildred Scheel Akademie Göttingen. Er wirkte bei der Implementierung der klinischen Ethikberatung an der Universitätsmedizin Göttingen mit und war Mitglied des Klinischen Ethik-Komitees. Alt-Epping engagiert sich in zahlreichen Fachgesellschaften, darunter einige Jahre im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) und aktuell als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Palliativmedizin der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG).

 

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