""
vom 05.06.2018

Gesichter des NCT-Laufs: Markus Patten

LAUFend gegen Krebs – Wie weit würden Sie gehen?“ So lautet das Motto des NCT-Laufs am 13. Juli 2018. In den letzten Jahren hat sich der Lauf zur größten Laufveranstaltung in Heidelberg und Umgebung und zum größten Benefizlauf der Region etabliert. Das wäre allerdings nicht möglich ohne die vielen Teilnehmer beim Lauf, die Fans an der Strecke, die Mitarbeiter in NCT, Universitätsklinikum Heidelberg und DKFZ und die vielen freiwilligen Helfer. Mit mehreren Interview möchten wir Ihnen ein paar der Gesichter vorstellen, die den Lauf zu etwas ganz besonderem machen.  

Markus Patten läuft seit seiner Jugendzeit regelmäßig. 2006 diagnostizierten die Ärzte allerdings einen angeborenen Herzklappenfehler. Im Oktober 2007 wurde die betroffene Herzklappe durch eine künstliche Herzklappe ersetzt. Seine Laufleidenschaft hat er dadurch nicht verloren. Es geht ihm dabei nicht um Höchstleistungen, sondern auch darum anderen Mut zu machen sich von ihrem Handicap nicht einschränken zu lassen. Für dieses Jahr hat sich Patten das Ziel gesetzt innerhalb eines Jahres in allen Bundeländern einen Halbmarathon zu laufen: 16 insgesamt.

Wie sind sie auf den NCT-Lauf in Heidelberg aufmerksam geworden?
Nachdem ich mir das Ziel gesetzt hatte innerhalb eines Jahres in jedem Bundesland mindestens einen offiziellen Halbmarathon zu absolvieren fing die Recherche nach Laufveranstaltungen an. Begonnen mit dieser Planung hatte ich bereits Ende letzten Jahres. Eine sehr gute Plattform bot sich hier im Internet auf www.runme.de wo es mir möglich war, einen Überblick über die Anzahl der einzelnen Laufveranstaltungen je Bundesland zu bekommen. Angefangen bei dem Bundesland mit den wenigsten Laufveranstaltungen durchforstete ich die Listen, sortierte und verwarf diese wieder. Unter anderem war ich dann auch auf den NCT-Lauf aufmerksam geworden. Hier war mir dann auch gleich klar, dass ich hier starten will.

Waren Sie schon immer ein begeisterter Läufer?
Bereits in der Jugendzeit war ich regelmäßig laufen gegangen. Am Ende waren es dann täglich 20km in 1:30h.

Sie haben eine künstliche Herzklappe und nehmen trotzdem an mehreren Läufen in diesem Jahr teil. Was gilt es dabei besonders zu beachten?
Richtig – ich möchte innerhalb von einem Jahr in jedem Bundesland einen Lauf absolvieren – also 16 Halbmarathons insgesamt. Nun, die Zeiten von „früher“ sind heute kein Thema oder Ansporn für mich. Zum einen war ich seinerzeit 20-25 Jahre jünger und hatte zum anderen eben keine künstliche Herzklappe. Ich laufe nicht um irgendwelche Bestzeiten aufzustellen sondern mit dem Ziel Gleichgesinnten und unserem Umfeld zu zeigen „auch wir können noch (außergewöhnliche) Leistungen bringen – wir brauchen uns nicht einigeln, verstecken oder zum Couchpotatoe werden“. Klar gilt es hier darauf zu achten, dass ich nicht langfristig hochpulsig laufe. Ebenso gilt es natürlich auch zu bedenken, den Flüssigkeitsverlust so gering wie möglich zu halten und auszugleichen. Bedingt der künstlichen Herzklappe müssen gerinnungshemmende Präparate eingenommen werden. Ein hoher Flüssigkeitsverlust durch die Transpiration muss daher gering gehalten und zügig ausgeglichen werden. Und ganz klar – gerade in der Startphase, wo alle noch dicht beisammen sind, gilt es aufpassen – in dem Gedrängel kann man schnell übersehen werden oder auch mal die Füße der anderen übersehen. Ein Sturz kann hier, bedingt der medikamentös herabgesetzten Blutgerinnung, dann schnell zum Aus führen.

Wie hat sich das Laufen seit der OP verändert?
Nun, nach der Operation im Oktober 2007 mutierte ich erst einmal gezwungener Maßen zum Couchmuffel. Es hieß anfänglich, dass ich Sport machen dürfe aber eine längere Belastung mit einer Herzfrequenz über 100 Schläge/Minute gälte es zu vermeiden. Da hab ich mir auch nur gedacht: „Toll, dann schau ich mir das Sportzeug an und hab einen Puls von 120 – das war dann meine Sporteinheit.“ Im Mai 2016 hatte ich mich schließlich entschieden wieder mit dem Laufen zu beginnen. Angefangen mit kurzen Runden, abwechselnd immer mal ein paar Meter gehend und laufend, wurden mit der Zeit die Laufabschnitte länger, die Gehpausen weniger und kürzer, später dann die Runden größer. Bereits im September 2016 war ich dann im Training bereits erstmalig die Halbmarathondistanz durchgelaufen. Im Rahmen meiner jährlichen Kontrolluntersuchungen „gestand“ ich dann meinem Kardiologen meine wiederbelebte Laufleidenschaft. Auch nach der Untersuchung hatte er diesbezüglich überhaupt keine Bedenken und erteilte mir an diesem Tage zugleich auch die „Starterlaubnis“ für meinen ersten offiziellen Lauf – seinerzeit der SportScheck Stadtlauf in Aachen. Auch hier galt dann der Hinweis meines Kardiologen mich vor Stürzen zu bewahren.

Was motiviert Sie für das Training?
Das Laufen ist für mich Qualitytime… Zeit für mich – Kopf aus – Beine an. Gerade nach stressreichen Arbeitstagen ist das eine wunderbare Möglichkeit runter zu kommen und abschalten zu können… Wellness… Kurzurlaub. Oftmals war ich auch gemeinsam mit meiner Frau durch die Wälder laufen gegangen. Ab dem Moment wo dann mein Vorhaben fest stand, verlagerte ich meine Trainingsstrecke aus dem Wald raus auf den Asphalt denn es ist schon ein Unterschied ob man auf Waldwegen oder auf Asphalt läuft. Aber zwischendurch laufen wir dann dennoch die ein oder andere Waldrunde gemeinsam, was dann für mich in den Bereich der aktiven Regeneration fällt.

Welche Rolle spielt das Laufen bei Ihrer Genesung?
Die jährlichen Kontrolltermine beim Kardiologen haben gezeigt, dass das Laufen in keiner Weise als schädlich einzustufen ist. Meine Kondition und Ausdauer, welche letzten Endes auch dem Herzkreislauf zu Gute kommt, haben sich rapide und merklich verbessert. Die Werte beim Belastungs-EKG sprechen da für sich. Grundsätzlich gilt es festzuhalten – und damit beschreibe ich ja kein Neuland – Bewegung war schon immer die beste Therapie. Auch war ich, seitdem ich wieder laufe, bedeutend seltener an Infekten erkrankt.

Haben Sie Tipps aus eigener Erfahrung für andere Herz-Patienten?
Tipps? Klar – traut Euch – springt über Euren Schatten und versteckt Euch nicht hinter Eurem Handicap.  Es geht auch nicht darum der Beste, der Schnellste oder sonst was zu werden. Es geht darum Euch selber was Gutes zu tun. Sprecht mit Eurem Arzt – ich bin sicher, dass dieser ebenso gewillt ist Euch zu unterstützen und Tipps zu geben, aufzuzeigen worauf ggf. besonders zu achten ist. Laufen – oder auch andere Sportarten – geben Euch die Möglichkeit sich intensiv mit sich zu befassen – man lernt sich selber teils neu kennen. Fangt langsam an, hört in Euch hinein, realistische Ziele setzen und sich nicht von Rückschlägen demotivieren lassen. Ganz wichtig auch – Regenrationsphasen – wer Sport machen will muss dem Körper auch Ruhe und Zeit zur Erholungen gönnen.