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vom 18.10.2017

Brustkrebsmonat Oktober – Fünf Fragen an…Anne Müller zum Thema: erblich bedingter Brustkrebs

Der Brustkrebsmonat Oktober soll die Vorbeugung, Erforschung und Behandlung von Brustkrebs in das öffentliche Bewusstsein rücken. Eine Tumorerkrankung erzeugt bei Patienten und Patientinnen aber auch Angehörigen häufig Angst und Sorgen. Zudem stellen sich viele Fragen, die Therapie, Bewältigung der Krankheit oder auch neue Forschungsansätze betreffen. Anlässlich des Brustkrebsmonats Oktober haben verschiedene Experten fünf Fragen rund um das Thema Brustkrebs beantworten. Alle Beiträge werden im Lauf des Monats auf der NCT Website veröffentlicht.


Erblich bedingter Brustkrebs: Wenn der Krebs in den Genen liegt

Wer ein verändertes, krankheitsauslösendes BRCA 1- oder BRCA 2-Gen in sich trägt, kann erblich bedingten Brustkrebs bekommen. Laut der Deutschen Krebsgesellschaft erkranken Frauen mit diesen mutierten Hochrisikogenen etwa 20 Jahre früher an Brust- oder Eierstockkrebs als Frauen ohne dieses genetische Risiko und haben statistisch betrachtet eine lebenslange Wahrscheinlichkeit von 50 bis 80 Prozent, Brustkrebs zu bekommen. Zudem haben sie ein Risiko von zehn bis 40 Prozent, an Eierstockkrebs zu erkranken. So sehr diese Zahlen auch die Risiken unterstreichen, aus ihnen ist nicht zu lesen, wie es betroffenen Patientinnen mit dem Wissen ergeht. Einen sehr persönlichen Einblick gewährt, die heute 40-jährige Anne Müller. Frau Müller ist neben Ihrem Engagement im BRCA-Netzwerk auch im NCT-Patientenbeirat aktiv.

1. Bei Ihrer Mutter wurde 2012 erblich bedingter Brustkrebs diagnostiziert. Was hat das für Sie bedeutet und welchen medizinischen Rat haben Sie bekommen?
Ich war zu dem Zeitpunkt gesund und stand als Mutter zweier Kinder mitten im Leben. Mit der Brustkrebserkrankung meiner Mutter rieten mir die Ärzte zu einem Gentest.

2. Was hat Ihre Entscheidung beeinflusst sich für einen Gentest zu entscheiden?
Fragen nach der Verantwortung gegenüber meiner Familie kamen in mir hoch. Parallel musste ich zusehen, wie es meiner Mutter mit ihrer Brustkrebserkrankung zunehmen schlechter ging. Die entscheidenden Fragen musste ich selbst beantworten: Kann ich die Augen vor dem Risiko verschließen oder muss ich wissen, woran ich bin? Letztendlich entschied ich mich einen Gentest durchführen zu lassen.

3. Nach dem Testergebnis ging es um die Fragen abwarten oder mir als präventive Maßnahme das Brustdrüsengewebe entfernen zu lassen. Wie sind Sie mit dieser schwierigen Situation umgegangen?
Ich habe mir weitere Unterstützung im BRCA-Netzwerk gesucht und den Kontakt zum NCT aufgenommen, da ich mich umfassend informieren wollte. Mir hat es Mut gemacht, zu sehen, dass ich nicht alleine betroffen bin. Gestärkt durch die eigene Auseinandersetzung mit dem Thema willigte ich in die Operation ein. Natürlich war das eine schwere Entscheidung. Aber nicht zuletzt das Beispiel der Schauspielerin Angelina Jolie hat mir gezeigt, dass man mit diesem Thema offen und mutig umgehen kann.

4. Ihr Leben hat sich durch den Gendefekt und die Operation verändert. Wie haben Sie Ihre Erfahrungen mit der Brustkrebserkrankung beeinflusst?
Mein Leben hat eine sehr positive Wendung genommen und viele neue Wege haben sich aufgetan.
Inzwischen leite ich eine Selbsthilfegruppe des BRCA-Netzwerks  im Rhein-Neckar-Kreis. Ich bin Mitglied im NCT-Patientenbeirat und nehme regelmäßig an den Treffen der Selbsthilfegruppen mit dem NCT teil.

5. Sind sie rückblickend froh, wie Sie mit dem Thema umgegangen sind?
Die zwei Jahre, die ich für die Entscheidung zur OP brauchte, waren sehr wichtig. Man setzt sich mit sich selbst und seinem Leben auseinander und überlegt, was wirklich wichtig ist. Ich bin heute dankbar für das Wissen um meinen Gendefekt.

Kontakt:
BRCA-Netzwerk – Hilfe bei familiärem
Brust-und Eierstockkrebs e. V.
anne.mueller@brca-netzwerk.de
www.brca-netzwerk.de