POLAR: Effektive Methoden zur Vermeidung der Chemotherapie-induzierten Polyneuropathie

Mit der POLAR Studie haben Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte des NCT Heidelberg untersucht, ob durch Kühlung oder Kompression der Hände die Entstehung einer Chemotherapie-induzierten Polyneuropathie (CIPN) bei Patientinnen mit Brustkrebs verhindert werden kann. Die Studie wurde durch das Programm „Spenden gegen Krebs“ gefördert. Die für die Versorgung der Patient:innen sehr relevanten Ergebnisse wurden jetzt veröffentlicht.
Die CIPN, eine Schädigung peripherer Nerven, ist eine häufige Nebenwirkung taxanhaltiger Chemotherapien. Sie führt oft zu einer Dosisreduktion oder sogar zum vorzeitigen Therapieabbruch. Bei bis zu 30 Prozent der Patient:innen ist die CIPN bleibend und bringt häufig erhebliche Einschränkungen der Lebensqualität mit sich. Effektive präventive oder therapeutische Maßnahmen sind bislang nicht bekannt.
Erste Untersuchungen mit einer kleinen Zahl an Patient:innen hatten gezeigt, dass die Kühlung oder Kompression der Hände einen präventiven Effekt auf die Entwicklung einer CIPN haben könnte. Die POLAR-Studie hat diese Annahme in einer klinischen Studie zwischen 2019 und 2022 systematisch überprüft.
In der randomisierten klinischen Studie wurden 122 Brustkrebspatient:innen in zwei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe erhielt während der Chemotherapie gelgefüllte Kühlhandschuhe , die andere Gruppe eine Kompression mittels chirurgischer Handschuhe, die eine Nummer zu klein gewählt wurden. Die unbehandelte Hand diente jeweils als Kontrolle.
Die Ergebnisse zeigen eine signifikante Reduktion der hochgradigen CIPN (CTCAE Grad ≥ 2) in beiden Interventionsgruppen:
- Handkühlung: 29 % der Patientinnen entwickelten in der gekühlten Hand eine hochgradige CIPN, verglichen mit 50 % in der unbehandelten Hand
- Kompression: 24 % der Patientinnen entwickelten eine hochgradige CIPN in der Hand mit Kompressions-Handschuh, verglichen mit 38 % in der unbehandelten Hand.
Beide Methoden reduzierten somit das Risiko erheblich. Die Ergebnisse legen nahe, dass Kühlung und Kompression einfache und kostengünstige Maßnahmen sind, die die Lebensqualität von Brustkrebspatient:innen verbessern können. Laura Michel, Oberärztin der Gynäkologischen Onkologie und Studienleiterin am NCT Heidelberg, sagt: „Unsere Ergebnisse sind ein bedeutender Schritt zur Verbesserung der Nebenwirkungsprävention bei Brustkrebspatientinnen. Kühlung oder Kompression sollten unter taxanhaltiger Therapie routinemäßig in die Behandlung integriert werden.“