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Geförderte Projekte 2022

Das Familienhörbuch

Das gemeinnützige Projekt „das Familienhörbuch“ ermöglicht unheilbar kranken Patientinnen und Patienten, die noch minderjährige Kinder haben, ein persönliches, biografisches Hörbuch zu erstellen. Dieses Projekt soll nun auch in Heidelberg eingeführt und dabei wissenschaftlich begleitet werden.Für diese Begleitforschung werden 50 Patient*innen vor und nach der Erstellung eines Hörbuchs qualitativ und quantitativ mittels Leitfadeninterviews und Fragebögen befragt, um zu erfassen, welche möglichen Auswirkungen die Erstellung des Hörbuchs auf die psychosoziale Stabilität und die persönliche Bewältigung der Erkrankungssituation hat.

Die beiden Wissenschaftler Lars Buschhorn und Bernd Alt-Epping möchten durch ihre begleitende Studie das Hörbuchprojekt fördern, das psychosoziale Angebot am NCT durch diese moderne Form von Biographiearbeit erweitern und deren Wirksamkeit nachweisen. Eventuelle Folgeprojekte sollen die Auswirkungen des Hörbuchs auf die Hinterbliebenen untersuchen. Bei nachgewiesenen positiven Effekten könnte die Hörbucherstellung als therapeutische Leistung langfristig in der Regelversorgung anerkannt werden

MERLIN: Müdigkeit und Erschöpfung Rechtzeitig erkennen und LINdern

Viele Krebspatient:innen leiden im Verlauf ihrer Erkrankung oder Behandlung an extremer körperlicher, emotionaler oder geistiger Erschöpfung. Dieses als Fatigue bezeichnete Syndrom wird jedoch oft nicht erkannt und somit auch nicht behandelt. Mit der MERLIN-Studie möchten Martina Schmidt, Karen Steindorf, Anne-Katrin Berger und Alexander Haussmann die wissenschaftlich fundierte Basis für ein Patienten-orientiertes und wirkungsvolles Programm zur Früherkennung von Fatigue in der klinischen Praxis am NCT liefern.

In die Studie werden 300 Krebspatient:innen eingeschlossen und wiederholt per App, online oder telefonisch um kurze Einschätzungen ihrer Fatigue gebeten. Zusätzlich wird Fatigue zu mehreren Zeitpunkten mit umfassenden, anerkannten Fragebögen erhoben und weitere mit Fatigue in Verbindung stehende Faktoren erfasst. Die Teilnahme an MERLIN ist mit nur geringem Zeitaufwand verbunden und bietet Betroffenen eine frühzeitige Erkennung von Fatigue mit anschließender Beratung, um die Erschöpfung zu lindern.

Off-Label Therapie App

Das NCT Heidelberg ist oft Ansprechpartner für Patient*innen, bei denen etablierte Therapien gegen ihre Tumorerkrankung keine Wirkung mehr zeigen. Eine molekulare Analyse des Tumors kann hier immer häufiger zu einer individualisierten Therapieempfehlung führen. In der Mehrzahl ist jedoch die Umsetzung dieser Therapie im Rahmen einer klinischen Studie nicht möglich, so dass die Empfehlung für ein Medikament getroffen wird, welches lediglich für eine andere Tumorart eine Zulassung hat. Vor Durchführung dieser sogenannte Off-Label Therapie muss ein komplexer Prozess zu Antrag und Planung berücksichtigt werden. Die Forschenden Andreas Mock, Thomas Deutsch und Veronica Teleanu möchten eine NCT Off-Label Therapie App etablieren, die zum einen Hilfestellung im Antragsprozess bietet, und zum anderen die Therapiephase begleitet.

Insbesondere die Lebensqualität von Patient*innen unter Off-label Therapie kann dadurch systematisch erfasst werden. Darüber hinaus soll die App Hilfestellungen bei Nebenwirkungen geben und Beratungsangebote rund um die Tumortherapie aufzeigen, um die Kompetenz der Patient*innen im Umgang mit der Erkrankung zu stärken. Des Weiteren kann das NCT von extern behandelten Patient*innen Rückmeldung über Therapieerfolge erhalten und gezielt über neue Studienoptionen informieren. Die Forschenden erhoffen sich dadurch mögliche Barrieren zu minimieren und den Patient*innen trotz möglicherweise räumlicher Distanz in der Therapie behilflich sein zu können.

Frühe Erfolgsbeurteilung durch photoakustische Bildgebung

Die frühe Erfolgsbeurteilung ist elementarer Bestandteil einer Krebsbehandlung, denn sie ermöglicht eine individuelle Therapiesteuerung. Aus diesem Grund wollen die Forschenden Veronica Teleanu, Andreas Geisbüsch, Alexander Seitel und Lena Maier-Hein prüfen, ob konventionelle Verfahren zur Erfassung der Tumorveränderung um die photoakustische Bildgebung erweitert werden sollten. Dafür werden sie 40 Patient*innen mit oberflächennahen Tumoren begleiten und zu unterschiedlichen Zeitpunkten mittels photoakustischer Bildgebung untersuchen. Das neuartige Verfahren ähnelt stark einer Ultraschalluntersuchung, ist nicht invasiv und nutzt keine Röntgenstrahlung. Das Besondere dieser Bildgebung ist, dass sie Aussagen über strukturelle und funktionelle Änderungen des Tumors ermöglicht. Dadurch erhofft man sich einerseits wie bei MRT oder CT die Größenänderung des Tumors bestimmen zu können, zusätzlich aber auch Veränderungen des Stoffwechsels, beispielsweise der Sauerstoffsättigung zu erkennen. Diese treten meistens früher ein als eine Größenveränderung auf und könnten so verlässliche Parameter für eine frühzeitige Therapiebeurteilung sein.

Zusätzlich erfassen die Wissenschaftler*innen, wie die Patient*innen die neue Bildgebungsmethode wahrnehmen. Schließlich werden diese Daten mit der Pathologie, der Verlaufsbildgebung durch MRT und CT und dem klinischen Verlauf verglichen. Ziel der Forschenden ist es, die Behandlung der Patient*innen zu optimieren und eine frühzeitige Therapieanpassung zu ermöglichen.