Geförderte Projekte 2017

Psychologische Online-Beratung unterstützt Krebspatient*innen

„Eine Krebserkrankung und deren Behandlung bedeuten für die Betroffenen einen schweren Einschnitt in das bisherige Leben“, berichtet Dr. Imad Maatouk, Leiter der Psychoonkologie am NCT. Bis zu 60 Prozent der Krebspatienten leiden unter Ängsten und Depressivität. Eine psychoonkologische Begleitung kann dabei helfen belastende Gefühle, Sorgen und Ängste zu reduzieren.

Ein Teil der psychisch belasteten Patient*innen möchte oder kann jedoch persönliche Beratungsangebote nicht in Anspruch nehmen. Gründe sind u.a. mangelnde Zeitressourcen oder körperliche Einschränkungen. Um auch diese Menschen mit einem psychoonkologischen Angebot zu erreichen, entwickeln Maatouk und seine Kollegen eine webbasierte Plattform. Dieses Beratungsangebot übers Internet wird von Psychoonkologen betreut. Sie beantworten Fragen und geben Hilfestellung und Anleitung für den Alltag – allerdings nicht im direkten persönlichen Kontakt sondern online. Das neue Online-Angebot soll es Pateinten erleichtern räumlich ungebunden und möglichst einfach psychoonkologische Unterstützung wahrzunehmen. Und auch im Rahmen der Nachsorge ist durch ein solches Angebot eine lange und nachhaltige Unterstützung der Patient*innen möglich.

Bevor das System alle Patient*innen nutzen können, wird es in einem Probezeitraum mit 100 Teilnehmer*innen getestet. Der Aufbau der Online-Beratung und die Entwicklungsphase werden durch Spendengelder unterstützt.

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Neues Therapieverfahren bei Brustkrebspatient*innen mit Knochenmetastasen

Bisphosphonate sind Medikamente, die in den Knochenstoffwechsel eingreifen. Für Brustkrebspatient*innen sind sie wichtig, wenn die Hormonentzugsbehandlung zu einer verminderten Knochenstabilität führen könnte oder sich eine Osteoporose entwickelt hat. Darüber hinaus spielen Bisphosphonate bei Patient*innen eine große Rolle, bei denen sich die Krebserkrankung in die Knochen ausgebreitet hat, insbesondere bei einer Brustkrebserkrankung.

Die NCT Wissenschaftlerin und Ärztin Dr. Sarah Schott hat im Labor ein neuartiges Therapieverfahren entwickelt, dass sowohl das Tumorwachstum aufhalten soll als auch gleichzeitig den Knochenbau stärkt. Das patentierte Verfahren aktiviert das Immunsystem und hat im Labor gezeigt, dass es Tumorzellen vernichten kann. Nun soll dieser neue Ansatz vom Labor zum Patienten gebracht werden. Auf diesem Weg sind als erstes präklinische Untersuchungen erforderlich, die an einem Gewebemodell (humanes Explant-Modell) der Leber und des Ovarialkarzinoms im Labor durchgeführt werden.

„Das Explant-Modell ermöglicht es uns, Informationen zur Wirksamkeit der neuen Therapieoption auch bei anderen Krebserkrankungen bereits im Labor zu gewinnen“, sagt Dr. Niels Halama, der das Explant Modellsystem entwickelt hat. Die genauen Mechanismen, mit denen das neue therapeutische Verfahren das Immunsystem beeinflusst, wollen die Forschenden detailliert beschreiben. Mit Spendengeldern können die präklinischen Experimente finanziert werden. Anschließend ist eine Studie bei Brustkrebspatient*innen mit Knochenmetastasen geplant. 

Sport gegen Fatigue bei Patienten mit Checkpoint-Inhibitoren-Therapie

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In den letzten zehn Jahren hat die Immuntherapie in die klinische Praxis Einzug gehalten. Zu diesen neuen Therapien gehören die Checkpoint-Inhibitoren, auch bekannt unter den Handelsnamen Ipilimumab, Nivolumab oder Pembrolizuma. Sie haben insbesondere die Behandlungsmöglichkeiten vom metastasierten schwarzen Hautkrebs revolutioniert. Trotz der Erfolge hat die Therapie auch Nebenwirkungen.

Hierzu gehört das Erschöpfungs-Syndrom, auch als Fatigue bekannt. Studien haben gezeigt, dass ein systematisches Kraft- und Ausdauertraining das Auftreten und die Ausprägung von Fatigue und die Lebensqualität positiv beeinflussen kann. Inwieweit körperliches Training auch bei Patient*innen, die mit Checkpoint-Inhibitoren behandelt werden, helfen kann, wurde bislang noch nicht erforscht.

Dr. Joachim Wiskemann, Leiter der AG "Onkologische Sport- und Bewegungstherapie" am NCT und sein Team möchten den Einfluss sportlicher Aktivität jetzt bei dieser Patientrngruppe untersuchen. An der durch Spenden unterstützten Studie können Patient*innen mit einem metastasierten Melanom teilnehmen, die mit einer Checkpoint-Inhibitoren-Therapie  beginnen. Ein Teil der Patient*innen wird über einen Zeitraum von 12 Wochen entweder am NCT oder wohnortnah über das Netzwerk OnkoAktiv trainieren. Eine Vergleichsgruppe wird ohne Intervention beobachtet.

Gezielte Therapie gegen einen seltenen Tumor

Chordome sind seltene Tumoren, die sich aus Resten von embryonalem Gewebe in der Wirbelsäule entwickeln. Sie werden oft erst erkannt, wenn sie schon eine beachtliche Größe erreicht haben und starke Schmerzen und neurologische Ausfälle hervorrufen. Chordome sind resistent gegen verfügbare medikamentöse Therapien.

Daher ist es wichtig, neue Behandlungen zu entwickeln, die gezielt Schwachpunkte von Chordomen ausnutzen. Es ist bekannt, dass Chordomzellen - nicht aber gesunde Zellen -  zum Überleben auf ein bestimmtes Eiweiß – den embryonalen Transkriptionsfaktor „Brachyury“ – angewiesen sind. Die NCT Wissenschaftler aus der Arbeitsgruppe "Molekulare und Zelluläre Onkologie" Marie Groth und Professor Stefan Fröhling wollen nun versuchen, gegen dieses Protein einen neuartigen „Antikörper“ zu entwickeln, der als zielgerichtete Therapie eingesetzt werden kann. Hierfür verwenden sie keine normalen Antikörper, sondern eine neue Klasse künstlich hergestellter Moleküle, die die Funktionsweise von Antikörpern nachahmen. Diese Moleküle, sogenannte DARPins, binden ebenso wie Antikörper an das Zielprotein und hemmen dessen normale Funktion.

„Mit Unterstützung der Spendengelder können wir diese neue Technologie für eine gezielte Therapie gegen die seltene Erkrankung weiterentwickeln“, freut sich Groth.