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vom 30.10.2017

Brustkrebsmonat Oktober – Fünf Fragen an…Prof. Dr. Friederike Rosenberger, Stellvertretende Leiterin AG „Onkologische Sport- und Bewegungstherapie“

Der Brustkrebsmonat  Oktober soll die Vorbeugung, Erforschung und Behandlung von Brustkrebs in das öffentliche Bewusstsein rücken. Eine Tumorerkrankung erzeugt bei Patienten und Patientinnen aber auch Angehörigen häufig Angst und Sorgen. Zudem stellen sich viele Fragen, die Therapie, Bewältigung der Krankheit oder auch neue Forschungsansätze betreffen. Anlässlich des Brustkrebsmonats Oktober haben verschiedene Experten fünf Fragen rund um das Thema Brustkrebs beantwortet. Alle Beiträge werden im Lauf des Monats auf der NCT Website veröffentlicht.

In den letzten Jahrzehnten sind zahlreiche Studien erschienen, die positive Effekte von körperlicher Aktivität bei Krebsbetroffenen zeigen. Wir sprachen mit Prof. Dr. Friederike Rosenberger, Stellvertretende Leiterin AG Onkologische Sport- und Bewegungstherapie zum Thema "Sport bei Krebs: Wie wichtig ist Bewegung für Brustkrebspatientinnen?".

1. Frau Prof. Rosenberger, Sie sind stellvertretende Leiterin der AG „Onkologische Sport- und Bewegungstherapie“ am NCT. Die Diagnose Brustkrebs stellt viele Frauen häufig vor große Herausforderungen und Belastungen. Der Alltag muss sowohl in beruflicher als auch privater Hinsicht zum Teil durch Untersuchungen und die Behandlungsplanung neu organisiert werden. Warum ist es dennoch wichtig, den Sport kontinuierlich in den Alltag zu integrieren?
Durch gesundheitsorientiertes Training erhalten Krebsbetroffene ihre körperliche Leistungsfähigkeit und tun ihrer Psyche etwas Gutes. So kommen sie besser durch die Therapie. Zahlreiche Therapie-Nebenwirkungen sowie Schmerzen und Krankheitssymptome fallen weniger stark aus, wenn Krebsbetroffene körperlich aktiv sind. In den letzten Jahren weisen außerdem immer mehr Studien darauf hin, dass körperliche Aktivität das Gesamtüberleben und das krebsspezifische Überleben bei Burst-, Darm- und Prostatakrebs verlängert.

2. Wie sicher ist das Training für Krebspatienten?
Körperliches Training vor, während und nach einer Krebstherapie ist sicher, wenn man bestimmte Regeln beachtet. Das ist z. B. für Patienten unter Chemo-, Strahlen- und Hormontherapie nachgewiesen, für die neueren Immuntherapien liegen jedoch noch nicht genügend Daten vor. Wichtig ist, dass das Training von einem erfahrenen Therapeuten angeleitet wird. Außerdem empfehlen wir vorab eine ärztliche Sporttauglichkeitsuntersuchung, bei der auch besprochen wird, wann man nicht trainieren sollte. 

3. Durch eine Krebserkrankung kommen eventuell Einschränkungen auf die Patienten zu. Inwiefern kann Sport dazu beitragen, die Alltagsanforderungen zu bewältigen?
Körperliches Training wirkt funktionellen Einschränkungen entgegen, sodass Alltagsaufgaben besser bewältigt werden können. Gerade nach Operationen können Krebsbetroffene ihren Aufgaben schneller wieder nachkommen, wenn sie den betroffenen Bereich gezielt mobilisieren und trainieren. Dadurch steigt auch die Lebensqualität. Umgekehrt scheint körperliche Inaktivität zu einer Verschlechterung der Lebensqualität zu führen.

4. Inwiefern beeinflusst Sport das Aufkommen von Nebenwirkungen während oder nach einer Krebstherapie?
Studien zeigen, dass verschiedene Nebenwirkungen und Spätfolgen von Krebstherapien durch gesundheitsorientiertes Training reduziert werden – allen voran die Fatigue, das chronische Erschöpfungssyndrom. Bei der Chemotherapie kann Training außerdem Polyneuropathie-Symptome lindern, die durch Nervenschädigungen entstehen. Bei der antihormonellen Therapie wirkt Training dem Abbau von Knochendichte, Gelenkschmerzen und einer Gewichtszunahme entgegen. Auch psychische Effekte von körperlicher Aktivität wie eine bessere Stimmungslage oder weniger Ängstlichkeit und Depressivität tragen zu einer besseren Lebensqualität unter Therapie bei. Je nach körperlichen Beschwerden können übrigens bestimmte Trainingsformen besonders sinnvoll sein. Koordinations- und Gleichgewichtstraining hilft beispielsweise bei Polyneuropathie, wohingegen ich bei Fatigue Ausdauer- und Krafttraining empfehlen würde.

5. Welche konkrete Empfehlung können Sie Brustkrebspatientinnen geben?  Wie viel Sport pro Tag oder Woche tut einer Patientin gut?
Zunächst sollten wir uns den Begriff Sport genauer anschauen: Wir meinen eher gesundheitsorientiertes körperliches Training oder körperliche Aktivität. Wer vor der Krebsdiagnose schon richtig Sport getrieben hat, kann dies unter Umständen auch weiterhin tun. Allerdings ist das nicht notwendig, um die beschriebenen Effekte zu erzielen. Hierfür reichen etwa 150 Minuten pro Woche moderate körperliche Aktivität aus, also z. B. an fünf Tagen pro Woche 30 min zügiges Gehen. Zudem werden muskelkräftigende Aktivitäten zweimal pro Woche empfohlen, z. B. Gymnastik oder Krafttraining an Geräten. Aber auch wer das aus gesundheitlichen oder zeitlichen Gründen nicht schafft, profitiert von Bewegung. In dem Fall gilt die Regel: Jede Bewegung ist besser als gar keine!