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vom 20.05.2014

Individualisierte Krebsmedizin für jeden Patienten:

Dietmar Hopp Stiftung unterstützt Initiative am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg mit 15 Millionen Euro

Umfangreiche Erbgutanalysen von Krebszellen haben gezeigt: Jeder Tumor ist anders und jeder Krebspatient muss individuell behandelt werden. Diesem Anspruch möchte das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg gerecht werden: Ab 2015 soll Patienten im NCT eine Erbgutanalyse ihrer Krebszellen angeboten und darauf aufbauend eine individuelle Therapie empfohlen werden. Die Dietmar Hopp Stiftung unterstützt großzügig die Initiative des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und NCT mit dem Ziel, die individualisierte Krebsmedizin langfristig von einem Forschungsvorhaben in die Regelversorgung zu überführen. Führende Technologieunternehmen wie die SAP AG, MolecularHealth und GATC Biotech sind an dem Projekt beteiligt.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), das Universitätsklinikum und die Medizinische Fakultät Heidelberg sowie die Deutsche Krebshilfe haben mit dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg in den letzten 10 Jahren das führende Comprehensive Cancer Center in Deutschland etabliert. „Vor allem im Bereich der Genomforschung haben Wissenschaftler aus dem DKFZ und NCT entscheidende Impulse für die Entwicklung einer individualisierten Krebsmedizin gesetzt“, sagt Professor Otmar D. Wiestler, Vorstandsvorsitzender des DKFZ. So besitzt das DKFZ mittlerweile die zweitgrößte Sequenziereinheit Europas und bietet einer zunehmenden Zahl von Patienten im NCT eine vollständige Analyse des Erbguts ihrer Krebszellen an.

„Individuelle Unterschiede im molekularen Profil von Tumoren werden zukünftig immer häufiger als Basis für Therapieentscheidungen herangezogen“, erläutert Professor Christof von Kalle, Sprecher des Direktoriums des NCT. „Auf dieser Grundlage möchten wir nun die individualisierte Krebsmedizin am NCT systematisch weiterentwickeln und das NCT zu einem internationalen Spitzenzentrum der individualisierten Krebsmedizin ausbauen.“

Das DKFZ und das Universitätsklinikum Heidelberg verfolgen das Ziel, ab dem Jahr 2015 jedem Patienten im NCT eine Erbgutanalyse und darauf aufbauend eine individuelle Therapieempfehlung anzubieten. Zunächst im Rahmen klinischer Studien, später als erstattungsfähige Leistung in der Regelversorgung. „Damit eröffnen wir allen Krebspatienten unserer Region und darüber hinaus die Möglichkeit, von den Fortschritten der individualisierten Krebsmedizin zu profitieren“, erklärt Dietmar Hopp seine überaus großzügige Förderung des Projektes in Höhe von 15 Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre. „Medizinische Entwicklungen zum Wohle von Patienten und Angehörigen sind ein ganz wichtiger Schwerpunkt der Aktivitäten meiner Stiftung.“´

Im eigentlichen Projekt geht es darum, die individualisierte Krebsmedizin von einem Forschungsvorhaben in die Regelversorgung zu überführen. Diese soll in nicht allzu ferner Zukunft von den Krankenkassen anerkannt und erstattet werden. Um diese Entwicklung zu beschleunigen, arbeiten DKFZ und NCT mit führenden Technologieunternehmen zusammen.

So erstellt die GATC Biotech AG für das Projekt Genomsequenzdaten unter zertifizierten Bedingungen. „GATC ist bereits langjähriger Partner des NCT für Sequenzanalysen im klinischen Bereich. Unsere Qualitätsstandards und Zertifizierungen bestätigen uns als zuverlässigen Partner des NCT bei der Einführung der Tumorprofilierung in der Regelversorgung“, führt Vorstand und Mitbegründer der GATC Biotech Peter Pohl aus.

Von der SAP AG kommt die innovative In-Memory Technologie SAP HANA zur Echtzeitanalyse und zum Management großer Mengen von Patientendaten zum Einsatz. „Wir konnten auf Basis der SAP HANA-Plattform Anwendungen entwickeln, die den Anforderungen der Experten am NCT genau entsprechen und damit gemeinsam einen technologischen Vorsprung erringen. Das NCT DataWareHouse stellt eine Innovation für die Krebsforschung dar“, sagt Bernd Leukert, Technologievorstand der SAP.

Die Molecular Health GmbH erstellt mit Hilfe ihrer Software TreatmentMAPTM für jeden Patienten eine individuelle Tumordatenanalyse und liefert die Interpretation der genomischen Patientendaten im klinischen Kontext. Das Resultat ist eine Therapieempfehlung für den behandelnden Arzt. TreatmentMap™ ist europaweit das erste registrierte Medizinprodukt dieser Art für die individualisierte Krebsmedizin. „Krebs ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, deren Diagnose und Behandlung äußerste Präzision erfordert. Die rasche und richtige Diagnose, die individuelle Therapie und optimale Therapieanpassung über die Zeit sind entscheidend, um Krebs bekämpfen zu können. Wir liefern die Informationssysteme, die aus den Genomsequenzdaten in kürzester Zeit und zu jeder Zeit präzise Diagnosen und individuelle Therapievorschläge für den Arzt erarbeiten“, erklärt Dr. Friedrich von Bohlen, MolecularHealth’s Beiratsvorsitzender.

Die zielgerichteten Therapieempfehlungen gehen an die behandelnden Ärzte und werden in klinischen Studien überprüft. Die erste umfasst etwa 50 Patienten und ist als „Proof of Concept“ (Beobachtungs-Studie) geplant. Sie soll sicherstellen, dass die Datenflüsse und Schnittstellen zwischen den Projektbeteiligten korrekt und zeiteffizient verlaufen. Eine weitere größere Studie mit ca. 1000 Patienten soll anschließend den klinischen und gesundheitsökonomischen Nutzen der individualisierten Krebsmedizin beurteilen.

Dabei werden zwei sich ergänzende Ansätze verfolgt: Zum einen werden Wissenschaftler im DKFZ das gesamte Erbgut von Krebszellen sequenzieren und auf Veränderungen überprüfen. Bei GATC Biotech wird ein Panel von rund 600 krebswichtigen Genen im Erbgut auf Fehler untersucht. Molecular Health’s TreatmentMAPTM wird die Ergebnisse interpretieren und vergleichbar machen. „Wir möchten herausfinden, ob sich im Gesamtgenom weitere wichtige Veränderungen befinden, die zum einen die Entstehung und den Verlauf der Krankheit beeinflussen, zum anderen aber auch für die Therapieentscheidung relevant sind“, erklärt Christof von Kalle das gemeinsame Vorgehen.

„Wir freuen uns, dass wir durch die großzügige Förderung der Dietmar Hopp Stiftung mit diesem innovativen Projekt unsere Ziele am Standort Heidelberg möglichst rasch umsetzen können und sind Dietmar Hopp zu großem Dank verpflichtet“, sagt Otmar D. Wiestler. „Damit eröffnen wir Tumorpatienten in der Metropolregion Rhein-Neckar und darüber hinaus im Rahmen des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) auch bundesweit den Zugang zu einer maßgeschneiderten Therapie.“


Die Dietmar Hopp Stiftung wurde 1995 gegründet, um die Umsetzung gemeinnütziger Projekte zu ermöglichen. Das Stiftungsvermögen besteht überwiegend aus SAP-Aktien, die Dietmar Hopp aus seinem privaten Besitz eingebracht hat. Seit ihrer Gründung hat die Stiftung, die zu den größten Privatstiftungen Europas zählt, rund 375 Millionen Euro ausgeschüttet. Der Schwerpunkt der Förderaktivitäten liegt in der Metropolregion Rhein-Neckar, mit der sich der Stifter besonders verbunden fühlt. Auf Antrag fördert die Stiftung Projekte gemeinnütziger Organisationen in den Bereichen Jugendsport, Medizin, Soziales und Bildung. Darüber hinaus setzt die Dietmar Hopp Stiftung ihre satzungsgemäßen Zwecke durch eigene Förderaktionen um. Die neueste Aktion will unter dem Titel „alla hopp!“ alle Generationen für mehr Bewegung begeistern. Daher spendet die Stiftung Bewegungs- und
Begegnungsanlagen an 18 Kommunen der Region im Gesamtwert von 40 Millionen Euro. Die Dietmar Hopp Stiftung ist Mitglied im Bundesverband Deutscher Stiftungen, im Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar und in der Sportregion Rhein-Neckar e.V.

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Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.

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