Bitte schonen dieser Ratschlag ist im Zusammen hang mit Krebs in den meisten Situationen fehl am Platz Regelmäßige körperliche Bewegung kann das Krebsrisiko senken Und bei Menschen mit einer Krebserkrankung können therapiebegleitende Sportprogramme die Lebensqualität teilweise deutlich verbessern Es gibt sogar Hinweise darauf dass Sport Rückfälle verhindern könnte Regelmäßiger Sport senkt das Risiko für einige Krebser krankungen Aber warum das so ist weiß man noch nicht so genau sagt Professor Karen Steindorf Abteilungslei terin Bewegung Präventionsforschung und Krebs am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen NCT und Deutschen Krebsforschungszentrum DKFZ in Heidelberg Hormone könnten eine Rolle spielen Sport verringert auch die Ausschüttung entzündungsfördernder Boten stofe und verbessert die Reparatur der Erbsubstanz was die Wahrscheinlichkeit senken könnte dass sich eine Kör perzelle in eine Krebszelle verwandelt Auch direkte Efek te auf das Immunsystem sind denkbar Durch welche Mechanismen auch immer bei drei Krebs arten gilt ein vorbeugender Efekt von Sport wissenschaft lich mittlerweile als nachgewiesen Das sind der Darm krebs der Brustkrebs bei Frauen nach den Wechseljahren und der Gebärmutterkopfkrebs Wir haben außerdem recht gute Hinweise darauf dass Sport bis zu einem ge wissen Grad auch vor Lungenkrebs Prostatakrebs und Krebs der Bauchspeicheldrüse schützen kann berichtet Steindorf Je nach Tumor kann Sport das Krebsrisiko um bis zu 40 Prozent senken Das sind schon relevante Zahlen Hoch gerechnet geht in Europa etwa eine von sieben Krebs erkrankungen auf zu wenig Bewegung zurück betont Steindorf Ein wenig anstrengen muss sich freilich schon wer die Schutzwirkung von Sport für sich nutzen möchte 30 Minuten täglich sind nötig und etwas schweißtrei bend sollte es sein Die gute Nachricht ist dass auch All tagstätigkeiten dazu zählen zum Beispiel Radfahren zur Arbeit Sport ist am NCT ein wichtiger Pfeiler der Patientenversorgung Sport kann auch hilfreich sein wenn bereits Krebs diagnostiziert ist Sport und Bewegungsprogramme als Begleitung bei einer Krebstherapie haben sich zu ei nem wichtigen Schwerpunktthema des NCT entwickelt Aktuell bieten wir über 40 Sport und Bewegungsthera pieeinheiten pro Woche an Die Angebote nutzen Patien ten die eine Chemo oder Strahlentherapie bekommen oder die nach erfolgreicher Therapie in der Rehabilitation sind sagt Dr Joachim Wiskemann Leiter der Arbeitsgrup pe Onkologische Sport und Bewegungstherapie am NCT und Universitätsklinikum Heidelberg Darüber hinaus wurde mit OnkoAktiv ein Netz von Rehabilitationseinrich tungen und medizinischen Fitness Gesundheitsstudios in einem Umkreis von 100 Kilometern um Heidelberg gebildet Diese Einrichtungen arbeiten nach unseren Methoden Das erlaubt es uns Sportprogramme für mehr als jene 500 bis 600 Patienten anzubieten die wir in eige nen Gruppen versorgen können sagt Wiskemann Die Zuteilung zu den unterschiedlichen Gruppen erfolgt dabei in erster Linie anhand der Symptome der Patienten bzw anhand der zu erwartenden Nebenwirkungen der jeweiligen Krebstherapie Bestimmte Chemotherapien führen zum Beispiel häuig zu Nervenschädigungen den so genannten Polyneuropathien Diese Patienten pro itieren stark von einem Koordinationstraining das das Zusammenspiel zwischen Muskulatur und Nervensystem verbessert erklärt Wiskemann Einige Hormontherapien gehen dagegen eher auf die Knochen Hier kann ein Krafttraining sehr sinnvoll sein weil der Muskelzug über die Sehnen dazu führt dass die Knochen stärker minerali siert werden Brustkrebs Weniger Fatigue dank Sporttherapie Um die krebsbegleitende Sporttherapie mit Daten ab zusichern werden am NCT zahlreiche klinische Studien durchgeführt Wiskemann und Steindorf arbeiten dabei eng zusammen Nationale und internationale Aufmerk samkeit haben zwei klinische Studien zum Nutzen von Sportprogrammen bei Frauen mit Brustkrebs bekommen Hier wurde ein Krafttraining mit einem reinen Entspan nungstraining verglichen und zwar bei Frauen die eine Chemotherapie BEATE Studie bzw Strahlentherapie BEST Studie über sich ergehen lassen mussten Durch das regelmäßige Krafttraining litten die Patientinnen deutlich weniger unter krebs und krebstherapiebedingter Müdigkeit Fatigue Psychosoziale Efekte können dafür nicht verantwortlich sein denn das Entspannungstraining war ebenfalls ein Gruppentraining sagt Steindorf Sport statt Couch In Bewegung gegen Krebs 1 TITEL NCT connect 1 2016

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