Die Zahl der Krebserkrankungen steigt unter anderem weil die Menschen immer älter werden Zwar lassen sich viele Patienten heute sehr viel besser behandeln Doch wird sich das Krebsproblem nicht durch Therapien allei ne lösen lassen Viel schärfere Schwerter im Kampf ge gen Krebs sind die Vorbeugung und die Früherkennung Deutschland hinkt hier noch immer deutlich hinterher Die Überlebensraten sind in den letzten Jahren bei den meisten Krebsarten langsam aber kontinuierlich angestie gen sagt der Ärztliche Direktor des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen NCT Professor Dirk Jäger Diese erfreuliche Entwicklung darf aber nicht darüber hinweg täuschen dass die Krebszahlen insgesamt weiter steigen Das liegt vor allem daran dass es mehr ältere Menschen gibt Krebs ist auch eine Alterserkrankung So prognosti ziert die internationale Krebsforschungsorganisation IARC dass die Zahl der Krebspatienten in Europa von 3 6 Millio nen bis zum Jahr 2035 auf 4 3 Millionen zulegt Mehr Energie in die Prävention Mehr Krebserkrankungen verursachen mehr individuelles Leid Und sie sind teuer Ökonomen der Universität Oxford haben berechnet dass sich die Kosten von Krebserkran kungen in den 27 Staaten der Europäischen Union schon heute auf annähernd 130 Milliarden Euro summieren Nur knapp die Hälfte davon sind Gesundheitskosten im engeren Sinne Ähnlich teuer ist der Verlust von Arbeits zeit und Produktivität Wir können es uns schlicht nicht leisten bei der Krebsbekämpfung nur auf Therapie zu setzen Wir müssen mindestens genauso viel Energie in Prävention also in Vorbeugung und Früherkennung investieren erklärt Jäger Experten unterscheiden drei Arten der Krebsprävention zu unterschiedlichen Zeitpunkten Die Königsdisziplin ist die Primärprävention Sie zielt darauf ab zu verhindern dass Krebs überhaupt erst entsteht Im Bereich der Pri märprävention ist ein breites Spektrum an Maßnahmen angesiedelt mit denen sich das Krebsrisiko senken lässt Individuelle Maßnahmen wie regelmäßiger Sport oder eine gesündere Ernährung sind hier genauso zu nennen wie politische Maßnahmen wie Nichtraucherschutzge setze oder Gesetze die den Einsatz von krebserregenden Stofen limitieren Bei der Sekundärprävention geht es dagegen darum Krebserkrankungen oder deren Vorstufen so früh wie möglich zu erkennen um zu einem Zeitpunkt eingreifen zu können zu dem sich die Erkrankung noch heilen lässt Hier sind Früherkennungsprogramme angesiedelt wie es sie in Deutschland für Brust Haut Dickdarm Gebär mutterhals und Prostatakrebs gibt Die Tertiärprävention schließlich betrift Menschen die bereits eine Krebser krankung hinter sich haben In diesem Fall lautet das Ziel erneute Krebserkrankungen zu verhindern Die Hälfte aller Krebserkrankungen ist vermeidbar Bei Primärprävention und bei der Früherkennung gibt es in Deutschland noch deutlich Luft nach oben betont Professor Hermann Brenner kommissarischer Leiter der Präventiven Onkologie am NCT und Leiter der Abteilung Klinische Epidemiologie und Alternsforschung am Deut schen Krebsforschungszentrum DKFZ in Heidelberg Grob geschätzt könne davon ausgegangen werden dass sich rund die Hälfte aller Krebserkrankungen durch Prä ventionsmaßnahmen verhindern lasse Das ist allerdings von Krebserkrankung zu Krebserkrankung sehr unter schiedlich sagt Brenner Krebsprävention Reichlich Luft nach oben 1 TITEL NCT connect 1 2016

Vorschau 1_2016 Seite 16
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.